Kapitel 14 – „Mir gefällt nicht, was aus uns geworden ist“ – Die Föderation und die Insel der Sorglosen

Wir kennen sie alle – oder glaubten jedenfalls, sie zu kennen. Spätestens mit dem Anbruch von TNG anno 1987 wurde uns die Vereinigte Föderation der Planeten als eine strahlende, demokratisch-progressive, humanistisch und moralisch durch und durch integre Multiweltenallianz präsentiert. Es mochte dann und wann ein paar ‚Bad Guys‘ in ihren Reihen gegeben haben, doch das waren eher unglückliche Einzelfälle (insbesondere die berüchtigten ‚Badmirals‘ mit übertriebenen Karriereambitionen), die keinen ernsthaften Zweifel an der Offenheit, Toleranz und Hilfsbereitschaft des interstellaren Völkerbunds wecken konnten, den Gene Roddenberry dereinst als wahres Utopia positionierte. Die inneren Selbstreinigungskräfte der Föderation hatten zumal stets funktioniert. Nicht nur waren Armut, kapitalistische Gier, Krankheit und Krieg in ihren Grenzen vollständig verschwunden, sondern auch Gemeinschaftssinn, aufgeklärte Rationalität und wissenschaftlicher Fortschritt bestimmten ihr Wesen. Die Föderation stand auf der richtigen Seite der Geschichte und hatte jenen Zustand weit hinter sich gelassen, der unser heutiges, bei weitem imperfektes Leben auf dem Planeten Erde bestimmt.

Das war, wohlgemerkt, das alte Star Trek, wie es in TNG, DS9 und VOY vermittelt wurde. In PICARD, das an der Schwelle zum 25. Jahrhundert ansetzt, sind neue Zeiten angebrochen. Seit den glorreichen TNG-Tagen hat sich die Föderation durchaus tiefgreifend gewandelt, zumindest scheint es so. Und so wird ein neues Bild von ihr gezeichnet, das durchaus stutzig macht, dann und wann gar zu erschüttern weiß und allemal zum Nachdenken anregt. Die Föderation hat in ihrem Denken, Handeln und täglichen Miteinander unverkennbare Risse bekommen. Wir wollen dieser vielschichtigen und doch oft nur implizit-beiläufig dargestellten Veränderung in der Natur der langlebigen Planetenallianz im Zuge eines Ritts durch die Serie nachgehen.

 

An und für sich: ein Leuchtfeuer in der Galaxis

Werfen wir vorher einen Blick zurück in die klassischen Star Trek-Serien von TOS bis ENT. Wie hat sich die Vereinigte Föderation der Planeten uns hier dargestellt? Es handelt sich um eine durch und durch friedliche interstellare Allianz souveräner planetarer Staaten und Kolonien. Sie wurde am 11. Oktober 2161, unmittelbar nach Beendigung des Irdisch-Romulanischen Kriegs (2156 – 2160), von den Völkern der Menschen, Vulkanier, Andorianer und Tellariten auf der Erde gegründet (ENT 4×22). Im letzten Viertel des 24. Jahrhunderts verfügte sie bereits über mehr als 150 Mitglieder, deren Territorien sich über 8.000 Lichtjahre erstrecken und mehr als 1.600 Heimatwelten, Kolonieplaneten oder andere kolonisierte Himmelskörper umfassen (VIII: Der Erste Kontakt). Jenseits dieser gewaltigen Ausmaße, die mit einem enormen ökonomischen und politischen Gewicht einhergehen, fiel die Föderation v.a. durch ihren Charakter als Handels-, Forschungs- und Friedensmacht auf.

Als föderales, multiethnisches Gebilde vereint sie ganz selbstverständlich unterschiedlichste Weltanschauungen, Lebensstile und Spiritualitäten. Untereinander betreiben die allermeisten Föderationsmitglieder regen kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Austausch und bauen ihre ausgeprägte Kooperationskultur auf gemeinsamen innen- wie außenpolitischen Säulen auf, allem voran auf einer von allen geteilten Verfassung (Charta). Sie macht bindende Vorgaben im Bereich von Demokratie, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und einer Transparenz von Strukturen. Zugleich lässt sie den einzelnen Verbundswelten verschiedenste Spiel- und Freiräume für eine partielle politische Eigenständigkeit. Die in der Charta festgeschriebenen und in der politischen Kultur der Föderation gelebten Ideale rund um das Selbstbestimmungsrecht der Völker, Frieden, Freiheit, Fortschritt und Wohlstand haben in den Jahrhunderten ihres Bestehens beträchtliche Strahlkraft auf andere Raumregionen entfaltet (‚City upon a Hill‘).

Im Hinblick auf ihre auswärtige Politik hat die Föderation auf Basis friedensstiftender Motive, interessenbalancierender Diplomatie und interstellarem Völkerrecht gehandelt. Ein über Dekaden und Jahrhunderte gewachsenes Korsett aus erfahrungsbasierten Prinzipien und Konventionen ist dabei bei der Lancierung ihrer Außenpolitik wegweisend gewesen. Hierzu zählt beispielsweise die Nicht-Einmischung in die Entwicklung von Völkern, die (noch) nicht über Warptechnologie verfügen. Des Weiteren strebte die Föderation eine ökonomische Vernetzung mit nicht-assoziierten Regionen an, um durch Handel allmähliche Annäherung zu ermöglichen. Wenngleich sie stets bestrebt war, nach friedlichen Lösungen zur Beilegung von Konflikten zu suchen, so ereigneten sich im Laufe des 23. und 24. Jahrhunderts doch mehrere schwerwiegende Eskalationen mit anderen Mächten, die die Planetenallianz zwangen, mit militärischen Mitteln zu reagieren. Dabei waren es v.a. autoritär geführte, ideologisch gegenläufige und territorial denkende Staaten, die die Föderation herausforderten. Einige von ihnen nahmen sie als monolithischen Block mit offensiver Expansionstendenz wahr und unterstellten ihr eine Verschleierung ihrer wahren Absichten; andere Großmächte wiederum gedachten die Föderation zu erobern, um sich ihre Errungenschaften zu eigen zu machen. So war das 23. Jahrhundert durchzogen von einem zuerst heißen und später kalten Krieg mit dem Klingonischen Reich (DSC 1×01 – 1×15; TOS 1×26), der sich etappenweise aus Spannungen bereits im 22. Jahrhundert hochgeschaukelt hatte (ENT 1×14; 2×19). Die Konfrontation mit den Klingonen konnte letzten Endes beigelegt werden, und es bildete sich allmählich eine Allianz heraus (VI: Das Unentdeckte Land; TNG 3×15). Im 24. Jahrhundert folgten u.a. bewaffnete Auseinandersetzungen mit der Cardassianischen Union, den Tzenkethi und dem Borg-Kollektiv, während des Verhältnis zum Romulanischen Sternenimperium schwierig blieb. Den mit Abstand gravierendsten und folgenreichsten Konflikt in der Föderationsgeschichte gab es mit dem im Gamma-Quadranten ansässigen Dominion. Er führte in den 2370er Jahren zu einem verheerenden Krieg, nachdem das Dominion eine Invasion des Alpha-Quadranten gestartet hatte (DS9 2×26; 5×26). Aus ihm ging die Föderation trotz hoher Verluste allerdings machtpolitisch gestärkt hervor, weil andere Mächte entweder kollabiert oder erheblich geschwächt worden waren.

 

Flüchtlings- und Versorgungskrise: Die Föderation macht sich einen schlanken Fuß

Kommen wir nun zu den Ereignissen in PICARD. Um 2380 verwandelte sich der Heimatstern des Romulanischen Sternenimperiums in eine Supernova nie da gewesenen Ausmaßes. Auf Initiative von Captain Jean-Luc Picard gelang es, Sternenflotten-Oberkommando und Föderationsrat davon zu überzeugen, den in eine schier aussichtslose Lage geratenen romulanischen Nachbarn mit aller Kraft zu unterstützen, auch wenn es die Föderation eine Menge an Ressourcen und Manpower kosten würde. Dabei argumentierte Picard nicht bloß mit den Grundwerten der VFP-Charta, Leben zu schützen, sondern hielt es für eine historische Gelegenheit, dem jahrhundertelangen Widersacher in der Stunde größter Not die Hand zu reichen. Das Oberkommando nahm Picard allerdings in die Pflicht und trug ihm die Leitung der größten Hilfs- und Umsiedlungsoperation in der Geschichte der Sternenflotte an, die idealerweise eine Milliarde Romulaner in den der Föderation zugewiesenen Sektoren des Sternenimperiums in Sicherheit bringen sollte. Picard verließ daraufhin die Enterprise, stellte sein Team zusammen und koordinierte von seinem neuen Schiff, der U.S.S. Verity, die gewaltige humanitäre Mission (Roman I).

Angesichts des Ausmaßes an benötigten Evakuierungs- und Transportkapazitäten war der Bau von tausenden Kolonieschiffen der Wallenberg-Klasse in den Utopia Planitia-Flottenwerften eine schiere Notwendigkeit. Um dieses Ziel zu erreichen, sah sich der neue Leiter der Flottenwerften, Commander Geordi La Forge, gezwungen, sich ein Konzept zurechtzulegen, das eine deutlich beschleunigte Produktion dieser Schiffe ermöglichte, denn angesichts der jähen Destabilisierung der romulanischen Sonne zählte buchstäblich jeder Tag. Die Lösung bestand in der Entwicklung und Massenherstellung von Arbeitsandroiden vom Typ A500 durch Commander Bruce Maddox‘ Team vom Daystrom-Institut. Diese ‚Synths‘ wurden zwar nach dem Vorbild des verstorbenen Lieutenant Commander Data gefertigt, besaßen aber (angeblich) keine höheren kognitiven Fähigkeiten und Selbstbewusstsein. Nachdem die Rettungsmission angelaufen war, vergingen Jahre, in denen es Picard und seiner wachsenden Flotte gelang, hunderte Millionen Romulaner auf andere Welten umzusiedeln – ein Unterfangen, das später als „logistisch gesehen ambitionierter als der Bau der Pyramiden“ bezeichnet werden sollte (PIC 1×01; Roman I; Comic Countdown). Aufgrund des Mangels an verfügbaren Ersatzwelten, extremer Zeitnot und immer dramatischeren Prognosen über den voraussichtlichen Explosionsradius der bevorstehenden Supernova mussten provisorische Lösungen ergriffen werden, sodass Picard sich gezwungen sah, einen Teil der evakuierten Romulaner vorübergehend im peripheren Föderationsraum anzusiedeln. Welten, auf denen entsprechende Zwischenlager eingerichtet wurden, waren etwa Vashti und Daimanta, wo Millionen Romulaner untergebracht wurden. Obwohl die romulanischen Flüchtlinge von den meisten Bewohnern willkommen geheißen wurden, mehrten sich Stimmen, die Romulaner im Föderationsraum nicht sehen und haben wollten. Insbesondere Mitgliedswelten in der Nähe der Neutralen Zone sahen die vielen Romulaner, die in ihrem Umfeld angesiedelt wurden, als Bedrohung. Zudem baute sich immer größerer politischer Widerstand gegen den Umstand auf, dass gerade kleinere Föderationswelten aufgrund der für die Rettungsmission abgezweigten Ressourcen beträchtliche Etatkürzungen in Kauf nehmen mussten. Trotz Picards leidenschaftlichem Ringen um fortgesetzte Akzeptanz seiner Arbeit verlor so die Rettungsmission mit jedem Jahr an Rückhalt in den Reihen des Föderationsrats. Schließlich formierte sich eine Fraktion aus 14 Welten, die sogar mit Sezession drohten, wenn die Sternenflotte ihre Mission nicht spürbar zurückfuhr (PIC 1×02; Roman I).

Wir mussten uns entscheiden: Die Zukunft der Föderation riskieren oder die Romulaner zurückweisen.“ (Kirsten Clancy in PIC 1×02)

Ein dramatischer Zwischenfall kam der innenpolitischen Zerreißprobe zuvor: Kurz vor der Fertigstellung der ersten großen Welle aus hunderten Wallenberg-Transportern, die in den romulanischen Raum geschickt werden sollten, verübten am 5. April 2385 die Arbeitsandroiden auf dem Mars einen schweren Anschlag, in dessen Folge sie die Atmosphäre nachhaltig entzündeten und die Utopia Planitia-Flottenwerften auslöschten; über 90.000 Personen fanden den Tod, Teile des Mars wurden unbewohnbar (ST: Children of Mars; PIC 1×02). Nun überstürzten sich die Ereignisse, in deren Folge der Föderationsrat zum einen mit sofortiger Wirkung jegliche Entwicklung und Nutzung von Androiden untersagte. Zum anderen wurde auch die Evakuierungsmission der Sternenflotte in romulanischem Raum eingestellt. In einer letzten Anhörung im Sternenflotten-Hauptquartier versuchte Picard, diese Entscheidung abzuwenden, hatte jedoch keinen Erfolg. Daraufhin nahm er zutiefst frustriert seinen Abschied von der Raumflotte.

Niemand denkt nach, niemand hört zu. Nur blinder Aktionismus. […] Die Hälfte von denen hat die Romulaner von Anfang an nicht retten wollen. Und der Rest ist schlichtweg verängstigt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass die Sternenflotte mal für Angst und Intoleranz steht.“ (Jean-Luc Picard in PIC 1×03)

 

Die Föderation hat die romulanischen Flüchtlinge sich selbst überlassen. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Ein isolationistischer Geist zieht ein

Was Picard während der finalen Zusammenkunft mit der Admiralität zu erreichen suchte, war, Alternativen für eine Aufrechterhaltung der Rettungsoperation aufzuzeigen und möglicherweise auch auf zivile Unterstützung oder die Mitwirkung anderer Mächte zurückzugreifen. Er hatte damit einen klaren Punkt. Obwohl es sicherlich nicht einfach gewesen wäre, nach der Androiden-Rebellion und der weitgehenden Zerstörung von Utopia Planitia die Rettungsmission im gleichen Maßstab fortzusetzen, so wäre es doch sicher machbar gewesen, diese in reduziertem Umfang mit improvisierten Mitteln aufrechtzuerhalten. Allein schon im Sinne einer Alibilösung, um vor den Romulanern nicht das Gesicht zu verlieren, wäre dies definitiv zu erwägen gewesen. Aber jedes weitere Engagement war aus Sicht der VFP-Regierung nun nicht länger akzeptabel. Die Revolte der A500er – die lange ungeklärt bleiben würde, aber gemeinhin auf einen Codefehler innerhalb des Betriebssystems zurückgeführt wurde – nahm die Föderationspolitik zum Anlass, den jahrelangen All-in-Einsatz abrupt zu beenden. Das sorgte verständlicherweise auf romulanischer Seite für äußerste Verstimmung, wurde das Sternenimperium entgegen der ursprünglichen Zusicherungen einfach im Stich gelassen und so insbesondere Abermillionen unschuldiger Zivilisten, die noch auf Evakuierung warteten.

Als Picard in PIC 1×02 Admiral Clancy aufsucht, begründet diese den Rückzug der Föderation stark mit der Androhung jener Föderationswelten, die eine Sezession in Aussicht gestellt hatten. Doch dies wirkt eher wie eine Ausflucht, und es impliziert, dass die Frage einer möglichen Abspaltung einiger VFP-Randwelten am Ende wichtiger gewesen sei als ein fundamentales Prinzip des Humanismus und die Rettung von Abermillionen Leben. Der Rückzug von der romulanischen Rettungsmission ist offenbar Ausdruck eines umfassenden Mentalitäts- und Kulturwandels der Föderation in außenpolitischen Fragen, die unter der Überschrift subsumiert werden kann: ‚Das Hemd ist mir näher als der Rock‘. Wir können nur mutmaßen, welche politischen Kräfte innerhalb der Föderation sukzessive erstarkt sind, doch sie scheinen einen klaren Hang zum nationalen Isolationismus zu haben. ‚Federation First‘, wenn man so will. Dahinter steht nichts anderes, als dass man sich plötzlich selbst der nächste geworden ist; dass man ausschließlich seinen eigenen – kurzfristigen – Vorteil sucht; das eigene Wohl (auch wenn es hier um Ressourcenallokation und Wohlstand der eigenen Bürger geht und nicht um die drohende Nova-Auslöschung von Millionen Unschuldigen) höher gewichtet als die Not des in den Abgrund starrenden Nachbarn. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Empathiefähigkeit, über die die Föderation sich stets definierte und die sie den Schutz des Lebens im All lange Zeit so vermeintlich altruistisch verfolgen ließ, hat sich im Lichte einer solch folgenschweren Entscheidung sichtlich abgeschwächt, und viele Verantwortungsträger im interstellaren Völkerbund scheinen sich hinter der Rechtfertigung zu verstecken, doch eine Menge für die Romulaner getan zu haben.

Die Romulaner waren unsere Feinde, und wir haben ihnen geholfen, solange wir konnten.“ (Kirsten Clancy in PIC 1×02).

Man könnte es noch zugespitzter formulieren: Die Föderation hat im Angesicht des neuen Paradigmas der Selbstbezüglichkeit ganz bewusst den Tod von Millionen Lebewesen in Kauf genommen, denn es war doch allen klar, dass niemand sonst in der Lage gewesen wäre, all diese Leute zu retten, bis das imperiale Zentralgestirn auseinanderbrechen würde. Immerhin hat sich die romulanische Regierung jahrelang auf die Planetenallianz und die gemeinsamen Vereinbarungen verlassen. Auch innerhalb der Föderation geht die Solidarität mit den bereits evakuierten Romulanern spürbar zu Ende. Auf Welten wie Vashti durften die provisorisch Angesiedelten zwar fürs Erste bleiben, doch man kümmerte sich kaum noch um sie. Die romulanischen Flüchtlinge wurden zu Ausgeschlossenen, die ohne Perspektive in unausgesprochenen Ghettos leben müssen. Die heimischen Bevölkerungen wollen sich nicht mehr mit ihnen beschäftigen, sehen das experimentelle Integrationsprojekt als gescheitert an oder haben in der Zwischenzeit selbst das Weite gesucht. In jedem Fall stockt auch hier die Bereitstellung von Versorgungsgütern durch die Föderation immer mehr. Infolgedessen verfallen nicht nur die Siedlungen auf Vashti, sondern die Flüchtlinge fühlen sich in ihren Hoffnungen und ihrem Vertrauen in die Föderation betrogen; neue Feindseligkeit der im fremden Raum Gestrandeten ist die Folge. Nicht wenige von ihnen argwöhnen, die VFP habe es darauf angelegt, die romulanische Kultur durch Entwurzelung Stück für Stück zu vernichten.

Sie und die Sternenflotte hatten kein Verständnis für die romulanische Kultur! Sie haben den Moment unserer größten Schwäche zu Ihrem Vorteil genutzt und uns mit leeren Versprechungen gelockt! Sie haben getan, was in Ihrer Macht stand, um uns zu trennen, zu verwirren und zu zerstreuen!“ (Tenqem Andrev, ehemaliger romulanischer Senator, in PIC 1×04)

 

Die Crushers leisten Welten Hilfe, die die Föderation vergessen hat. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Destabilisierung und Zusammenbruch vor der eigenen Haustür

Dem nicht genug: Die Folge daraus, dass die Föderation sich von einem Ort des Liberalismus in einen des Isolationismus und Nationalismus wandelte, war ganz praktisch Chaos und Anarchie. Denn die Planetenallianz verursachte als Folge ihres schlagartigen Rückzugs noch weitere schwerwiegende Probleme, die sogar mit Blick auf ihre eigene Sicherheit fragwürdig bis kontraproduktiv erscheinen. Nach der Nova-Detonation 2387 und dem Zusammenbruch des romulanischen Reichs, wie man es jahrhundertelang gekannt hatte, versank mehr als ein ganzer Raumsektor, der Systeme zwischen VFP, Neutraler Zone und Imperium überlappte, im Ruin. Das Gebiet zwischen Qiris- und Immianischem Sektor verwandelte sich in eine gesetzlose Zone, wo die romulanische Autorität aufgrund ihres Kollapses verschwunden ist und die Sternenflotte bewusst fernbleibt. Infolgedessen machten sich dort, gewissermaßen vor der Haustür der Föderation, Warlords, Piraten und Schmuggler aller Couleur breit. Sie nutzten das Macht- und Rechtsvakuum, um kriminelle Strukturen zu schaffen, lokale Bevölkerungen zu überfallen, zu terrorisieren und sogar zu massakrieren (PIC 3×02). Zu den sich herausbildenden Schwarzmarktaktivitäten gehört auch die Ausschlachtung und der profitträchtige Verkauf von Borg-Komponenten, was mit einer unbarmherzigen Jagd auf xBs einhergeht (PIC 1×05). Mit dem Rückzug der Föderation brach so nach dem Ausbruch der Supernova das letzte bisschen Halt, Stabilität und Sicherheit in dieser Zone weg. Randwelten der VFP wie Vashti und Torrassa leiden auch noch anderthalb Jahrzehnte nach der Nova-Explosion darunter, aber ihre Lobby scheint in der Föderationspolitik nicht sonderlich groß zu sein. Es ist im Lichte des in der Serie Gezeigten spekulativ, ob die Planetenallianz diese Welten vielleicht sogar aufgab, wenn man dafür das leidige Flüchtlingsthema loswurde. Im Jahr 2399 wird vor den Toren von Vashti u.a. ein Pirat namens Kar Kantar sein Unwesen treiben, plündern und morden, ohne dass die Sternenflotte hier in irgendeiner Weise eine Präsenz unterhält und für Schutz sorgt (PIC 1×04).

Vieles deutet darauf hin, dass die Föderation nicht einmal mehr ein minimales Maß an humanitärer Unterstützung in vielen der betroffenen Systeme sicherstellt. Diese Lücke versuchen z.B. die paramilitärischen Fenris-Rangers mit Selbstjustiz, Robin-Hood-Methoden und improvisierter Hilfe zu schließen. Sie bemühen sich verzweifelt, dort für Ordnung zu sorgen, wo das entstandene Machtvakuum Raum für brutale Gangster und Geschäftemacher schuf, die den ohnehin Notleidenden das Leben schwer machen. Doch es ist allzu offensichtlich, dass diese Bemühungen niemals die Abwesenheit der Föderation kompensieren können. Im Laufe der Serie mehren sich die Hinweise, dass die Föderation auch in anderen Teilen des Quadrantengefüges ihr Engagement zurückgefahren oder gar vollständig eingestellt hat. Vieles, was außerhalb ihrer Grenzen geschieht – und seien es Bürgerkriege oder Pandemien –, scheint sie nur noch bedingt zu interessieren. In diesem Zusammenhang sollte Jack Crusher seinem Vater Jean-Luc Picard Jahre später einen verbitterten Vortrag von „zerbrochenen Systemen“ in einem „gottlosen Universum“ halten, in dem seine Mutter Beverly Crusher und er jahrelang in humanitärer Mission für die Mariposas versuchten, medizinische Unterstützung zu leisten, wo sonst so gut wie jede Versorgungsinfrastruktur fehlt (PIC 3×02; 3×09). Die schwierigen Verhältnisse außerhalb des Föderationsgebiets haben dazu geführt, dass beide gelegentlich gegen planetare und interstellare Gesetze verstoßen mussten, wie Jack berichtet. Die Föderation hat also aus eigener Bequemlichkeit im Zuge eines kühlen Kalküls die Destabilisierung ganzer Raumregionen in ihrem Vorhof hingenommen, wenn sie dafür nur keine Verantwortung mehr tragen und keine Ressourcen mehr bereitstellen muss. Sie hat damit eine Reihe von Welten im Stich gelassen. Offenbar wird das Leben innerhalb und außerhalb der VFP-Grenzen nun mit unterschiedlichem Wert versehen, und die Föderationsbürger ziehen es vor, sich um ihre unmittelbaren Belange zu kümmern. Picard macht eben darin eine Überkommenheit und Dekadenz aus, die er in der Auftaktepisode gegenüber der Journalistin, die ihn reißerisch interviewt, zur Anklage wendet:

Die Entscheidung, die Rettung abzubrechen und Jene im Stich zu lassen, die zu retten wir geschworen hatten, war nicht nur unehrenhaft, sondern schlicht und ergreifend kriminell! Und ich war nicht bereit, untätig dabei zuzusehen! Und Sie, meine Teure, wissen nicht einmal, was Dünkirchen ist, nicht wahr? Geschichte ist Ihnen fremd. Der Krieg ist Ihnen fremd. Sie machen nur eine Handbewegung, und schon ist es weg. Aber für Jene, die gestorben sind, ist es nicht so einfach, und für Jene, die zurückgelassen wurden, war es das auch nicht.“ (Jean-Luc Picard in PIC 1×01)

 

Die Fenris-Rangers versuchen, die Ordnung aufrechtzuerhalten. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Bann künstlichen Lebens: Die Föderation bricht ihre ethischen Grundsätze

Wie oben angesprochen, setzte die Sternenflotte in der Phase der Rettungsmission auf den Bau eines Heeres von kognitiv begrenzten Androiden nach Datas Blaupause, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Evakuierungs- und Kolonieschiffe konstruieren zu können und dadurch ihren Zusagen den Romulanern gegenüber gerecht zu werden. Was wir in den Rückblenden der ersten PICARD-Episoden sehen, ist tatsächlich nicht mehr und nicht weniger als eine Art von modernder Sklavenarmee, die von ihren Sternenflotten-Herren despektierlich als „Plastikmenschen“ angesprochen und die sichtlich für niedere Zwecke ausgebeutet wurden, ohne dass ihnen ein eigener Wille und Selbstentfaltung zugestanden wurden. Es stellt sich die Frage, ob der Schritt hin zu einer solchen androiden Cheap labour-Klasse nicht bereits einen erheblichen Bruch mit den ethisch-juristischen Prinzipien der Föderation darstellt. Erinnern wir uns: In der frühen TNG-Episode Wem gehört Data?, die im Jahr 2365 spielte, wollte der Kybernetikspezialist am Daystrom-Institut Bruce Maddox Lieutenant Commander Data demontieren und auf Grundlage seiner Studien reproduzieren. Ihm schwebte eine ganze „Armee” aus Androiden vor („Hunderte, Tausende. […] Es gibt keine Grenze.”), die v.a. in Hochrisiko- und Gefahrensituationen zum Einsatz kommen sollten. Als sich Data der Abkommandierung widersetzte und sogar seinen Dienst quittierte, argumentierte Maddox, Data sei als Android kein Träger von personalen Grundrechten, sondern vielmehr das Eigentum der Sternenflotte, sodass Maddox bestrebt war, Datas Auslieferung über die Befehlshierarchie zu erzwingen. In einem anschließenden Gerichtsverfahren, in dem es um die Frage ging, ob Data eine echte Person sei, wurde er schließlich als vollwertige Person eingestuft. Damit erhielt er volle Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte sowie eine unveräußerliche Würde zugestanden, die auch allen übrigen Humanoiden in der Föderation garantiert sind (TNG 2×09). Zwar wurde in besagter Folge offen gelassen, ob andere Androiden auch in den Genuss individueller Rechte kommen könnten und unter welchen Voraussetzungen dies geschehen könnte. Immerhin war Data zum damaligen Zeitpunkt ein Unikat. Allerdings war mit diesem juristischen Beschluss klar, dass Androiden grundsätzlich das Potenzial besitzen, sämtliche Bedingungen für intelligentes, seiner selbst bewusstes Leben zu erfüllen. Dadurch erschien die Aussicht einer Erschaffung von Androiden als Arbeitsmaschinen eher unwahrscheinlich geworden, denn selbst kognitiv weniger weit als Data entwickelte Vertreter mögen immer noch alle Kriterien einer vollwertigen, Ich-bewussten Lebensform aufweisen. Stellt man den in TNG etablierten Grundsätzen die A500-Einheiten und ihre offensive Nutzbarmachung für einen stark beschleunigten Raumschiffbau gegenüber, so kommt man schwer umhin, zu unterstellen, dass die Föderation bereits an dieser Stelle ihre ethischen Prinzipien in Bezug auf die Achtung synthetischer Lebewesen ein ordentliches Stück kompromittiert hat. Den A500ern wurde eben kein Bisschen an Persönlichkeit und Würde zugebilligt; sie waren in jeder erdenklichen Hinsicht entmündigt und fremdbestimmt. Die Schreckensvision einer Heerschar identitätsloser Sklavenandroiden, die statt eines Namens ein Kürzel auf die Stirn tätowiert bekommen und von ihren menschlichen Herren nach Belieben beleidigt und herumkommandiert werden, war Realität geworden.

Erschaffen wir hier nicht eine neue Rasse? Wird man uns nicht danach beurteilen, wie wir diese Rasse behandeln?“ (Jean-Luc Picard in TNG 2×09)

Beinahe noch schlimmer erscheint aber der Bann, der nach der Katastrophe auf dem Mars sehr kurzfristig verhängt wurde. Die Entwicklungsabteilung im Daystrom-Institut wurde unverzüglich trockengelegt, und jeder, der es auch nur wagte, noch an der Erschaffung von künstlichen Gehirnen zu arbeiten, machte sich im höchsten Maße strafbar. Nennen wir das Kind beim Namen: Die Abschaffung allen androiden Lebens stellte eine Art postmodernen Genozid dar, da angenommen werden darf, dass sämtliche A500er kaltblütig eliminiert worden sind, ohne dass möglichen tieferen Gründen ihrer Rebellion weiter nachgegangen wurde. Das Spielzeug hat nicht ordnungsgemäß funktioniert, also wird es ganz einfach weggeworfen. Zum damaligen Zeitpunkt war nichts über eine Involvierung der Zhat Vash bekannt. Es wäre doch möglich gewesen, dass das Aufbegehren der A500er irgendwie mit einem Wunsch nach Freiheit zusammenhing – gerade weil es sich eben doch um androide Lebensformen handelte, mit denen bereits anhand von Data (und Lore) reichhaltig Erfahrungen gemacht wurden. Vielleicht hatten diese Syntheten ja ein Bewusstsein entwickelt. Doch die Sternenflotte reflektierte diese Möglichkeit gar nicht erst. Stattdessen wurde ausnahmslos jeder Android aus dem Verkehr gezogen, und es entstand ein Klima der Ablehnung und Feindseligkeit gegenüber künstlichen Lebensformen. Sie verkörperten das Andere, das Fremde, dem man notorische Bösartigkeit unterstellte und die man nun umso mehr entmenschlichte. Die Androiden wurden Sündenböcke, was davon entlastete, über die eigenen Taten nachzudenken, die erst zu ihrer Erschaffung geführt hatten. Infolgedessen sah auch der Kybernetiker Bruce Maddox keine Zukunft mehr in der Föderation für sich und setzte sich ab (PIC 1×01; 1×05).

Wir alle haben uns in Wahrheit selbst betrogen. Das Verbot höchst selbst war der Betrug. Die Zhat Vash haben uns eine Falle gestellt, aber wir hätten nicht hineintappen müssen.“ (Jean-Luc Picard in PIC 1×08)

Durch den überstürzten Bann synthetischen Lebens entstanden Kollateralschäden auf anderen Gebieten wie der Medizin, die die Föderation hinnahm. Beispielsweise ließ sich die Mandaxische Neurosklerose, eine seltene neurologische Erkrankung, nicht länger heilen, weil aktive positronische Matrizen nun nicht mehr zur Verfügung standen. Infolgedessen verstarb auch der von dem siliziumbasierten Virus betroffene Thaddeus Troi-Riker und wurde zu einem indirekten Opfer der rigiden Föderationspolitik (PIC 1×07).

 

Die Daystrom-Entwicklungsabteilung für Synthetik wird stillgelegt. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Militarisierung, Patriotismus, Geschichtsklitterung

Parallel zu den bereits genannten Wandlungen im Verhalten der Föderation zeigen sich weitere Charakteristika, die wir aus TNG, DS9 und VOY in dieser Weise nicht kannten. So scheint die Sternenflotte auf den ersten Blick zwar noch jene an wissenschaftlicher Entdeckung und friedlichem Erstkontakt interessierte Institution zu sein, doch hinter der Fassade und ritualhaften Formeln lassen sich Hinweise auf eine weitgehende Aushöhlung dieses Konzepts zugunsten einer deutlich verstärkten Militarisierung finden. Besonders deutlich wird dies in der dritten Staffel, wo wir herausfinden, dass die Sternenflotte das entfesselte Treiben von Sektion 31 nicht nur über lange Jahre tolerierte, sondern deren schrecklichste Erfindungen – die gewiss gegen intergalaktische Rüstungsabkommen verstoßen – mutwillig bis zum heutigen Tag auf der Daystrom-Station bunkert, ja sogar weiter entwickelte, anstatt sie auf den Kompost der Geschichte zu befördern. Man denke an die hoch gefährliche Portalwaffe (Quantentunneltechnologie), die in den falschen Händen leicht als Zerstörungswerkzeug oder gar Massenvernichtungswaffe genutzt werden kann. Und tatsächlich gelingt es der Formwandlerin Vadic und ihren Schergen ja auch, diesen Prototyp mit Unterstützung des kriminellen Milieus zu entwenden. Doch im Hauptgewölbe der Daystrom-Station finden sich noch mehr geächtete Waffensysteme, darunter ein Thalaron-Generator (X: Nemesis), ein nachgebautes Exemplar des Genesis-Torpedos (II: Der Zorn des Khan) oder ein Borg-Vinculum (VOY 5×07).

Was genau lagern die hier eigentlich?“ – „Eine Großzahl der schändlichsten Sektion 31-Erfindungen, scheint es mir.“ – „Sektion 31?“ – „Eine Abteilung des Sternenflotten-Geheimdienstes.“ – „Ja, wer die sind, wusste ich. Nur nicht, dass sie das ganze ‚gute‘ Zeug hier verstecken.“ (Raffaela Musiker, Worf und William Riker in PIC 3×06)

Ein weiterer Ausdruck der fortgeschrittenen Militarisierung der Sternenflotte wird lange in der dritten Staffel angekündigt und zum Ende in vollendeter Form präsentiert. Zunächst bekommen wir Hinweise auf eine fortgeschrittene Digitalisierung und Zentralisierung der Sternenflotten-Mainframe-Architektur geboten. Nahezu alle Schiffe haben vor einer Weile Upgrades erhalten, die sie über den Zentralrechner kommunizieren lassen. In PIC 3×06 sehen wir, dass die U.S.S. Titan-A ihren Transponder abgeworfen hat und trotzdem mit leichtem Zeitverzug von den anderen Sternenflotten-Schiffen geortet werden kann. Die Sternenflotte hat damit in jüngster Zeit – offenbar gegen das Wissen der meisten Besatzungen – eine Art von Überwachungs- und Sicherheitsmechanismus implementiert, den nicht mal der große Geordi La Forge ohne weiteres entfernen kann.

Selbst wenn ich wollte: Ich könnte nie einen Transponder ohne Sternenflotten-Sicherheitscodes klonen. Und zweitens… Sag’s ihm, Alandra.“ – „Von den übrigen Einwänden meines Vaters abgesehen: Die Schiffe der Flotte sind miteinander vernetzt. Was bedeutet: Sie kommunizieren. Sie können also noch so viele Transponder abwerfen – die Titan sendet weiter. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie in Reichweite ist und die Flotte alarmiert.“ – „So haben sie uns also gefunden.“ (Geordi La Forge, Alandra La Forge und Jean-Luc Picard in PIC 3×06)

Die Zwangskommunikation der Schiffe untereinander kann gewissermaßen als Vorstufe zu etwas gesehen werden, das wir am sogenannten Frontier Day mit „Glanz und Gloria“ geboten bekommen. An diesem Feiertag wird der Tag des Jungfernflugs der Enterprise NX-01 unter dem Kommando von Captain Jonathan Archer begangen (ENT 1×01; 1×02). Insofern ist anzunehmen, dass es diesen Feiertag schon seit einer ganzen Weile in der Föderation gibt und wir in früheren Serien nur nicht noch davon erfahren haben. Im Jahr 2401, anlässlich des 250. Jubiläums des NX-01-Starts, ist der Frontier Day von auffälligem Charakter. Er wirkt wie ein patriotisch und propagandistisch aufgeladenes, durchorchestriertes Event, wie eine Militärparade im All. Man denke hier an die Ansprache von Admiral Elizabeth Shelby an Bord der Enterprise-F. In dieser Rede stellt sie v.a. die Verteidigungsfähigkeit der Sternenflotten-Armada in den Mittelpunkt. Stolz präsentiert wird ein neuer Fleet Formation Mode, der eine neuartige computerisierte Zusammenschaltung der gesamten Flotte ermöglicht.

Dank einer synchronistischen Technologie operieren alle Schiffe der Sternenflotte als eins, als eine undurchdringbare Armada. Einheit in der Verteidigung, die ultimative Absicherung. Im Fall eines unvorstellbaren flottenweiten Ausfalls schützt dieses System unsere Besatzungen und die weitere Erforschung dessen, was noch immer unsere letzte Grenze ist.“ (Elizabeth Shelby in PIC 3×09)

Abgesehen davon, dass Erforschug hier nur noch Fassade und Begleitmelodie ist: Den Fleet Formation Mode könnte man als einen leichtsinnigen Umgang mit den Möglichkeiten umfassender Digitalisierung verstehen, einer grenzenlosen Vernetzung, die jedoch sehr leicht ausbeutbar macht. Picard lässt sich zu Recht vernehmen: „Welche Ironie. Da propagiert sie [Shelby] etwas derart Borg-artiges.“ Unweigerlich fragt man sich, wieso die historischen Lehren, die etwa Captain James Kirk und seine Besatzung dereinst mit Computer M5 machten, nicht länger beherzigt werden (TOS 2×24). Captain Riker hat dazu jedenfalls aus seiner eigenen Erfahrungsperspektive nur einen trockenen Kommentar übrig: „Flotten-Formation? Sieht eher wie ein Erschießungskommando aus.“ (PIC 3×09) Auch Geordi La Forge, seinerseits ein Vertreter der ‚alten Schule‘, macht in PIC 3×06 seinem Unmut über das Vorhaben Luft, das Herzstück der Sternenflotten-Armada an einem Ort zu versammeln und zusammenzuschalten.

Und wo stehen wir jetzt? Jetzt werden wir von Maschinen gesteuert.“ (Jean-Luc Picard in TNG 3×06)

Der neue militärische Protz der Sternenflotte scheint ganz bewusst zur Schau gestellt zu werden. In ihr zum Ausdruck kommt ein überhöhter Glaube an die eigene Unverwundbarkeit und Überlegenheit. Bedenken wir: Zu dieser Zeit scheint die Föderation nur noch umgeben von gefallenen oder gar aufgelösten Großmächten. Im Zuge des Dominion-Kriegs kollabierte die Cardassianische Union; das besiegte Dominion unterzeichnete eine Kapitulationserklärung und zog sich in den Gamma-Quadranten zurück (DS9 7×25; 7×26). Eine Admiral Kathryn Janeway aus einer alternativen Zukunft infizierte die Borg mit einem neurolytischen Pathogen, das die Zerstörung vitaler Zentren und Knotenpunkte des Kollektivs zur Folge hatte (VOY 7×25; 7×26). Dann brach auch noch mit dem Romulanischen Imperium wenige Jahre später der letzte große Rivale zusammen. Ist im Angesicht der Tatsache, die letzte verbliebene Supermacht zu sein, eine Form der Selbstüberhöhung entstanden? Womöglich geht es auch um demonstrative Abschreckung. Wird die Flotte jetzt vielleicht mehr als Garant einer eingeigelten heilen Welt gesehen, die das restliche All – ganz im Sinne des neuen Isolationismus – auf Abstand halten soll?

Militarisierung und Patriotismus fallen zusammen mit einer auffälligen Geschichtsklitterung, die die Föderation offenbar in den letzten Jahrzehnten betrieben hat. Jeder kennt den Ausspruch ‚Die Geschichte wird von Siegern geschrieben‘, doch der Planetenallianz haben wir eigentlich stets unterstellt, sich strikt an den Fakten zu orientieren. Insbesondere im Zusammenhang mit den Erinnerungen an den verheerenden Dominion-Krieg fällt uns eine frappierende Korrektur der tatsächlichen historischen Umstände auf, wie aus den Darstellungen von Picard und Co. hervorgeht. So erinnert Worf während einer Besprechung an Bord der Titan, dass aus den internen Machenschaften der Sternenflotte während des Dominion-Kriegs ein morphogenes Virus hervorging, das im Anschluss gegen die Gründer eingesetzt wurde. Picard wendet daraufhin ein: „Aber wir haben der Heimatwelt der Gründer, der Großen Verbindung, auch das Gegenmittel gegeben.“ (PIC 3×06) Niemand widerspricht. Es klingt so, als wäre Druck auf den damaligen Feind ausgeübt worden, den Angriffskrieg gegen den Alpha-Quadranten zu beenden, aber es hätte nie zur Debatte gestanden, die Gründer dem Virus anheimfallen zu lassen. Unter den Tisch fällt in dieser Darstellung der Dinge eine Menge: dass es dereinst Sektion 31 war, die – versteckt in den Strukturen der Raumflotte und doch bestens vernetzt – das Virus entwickelte und in die Große Verbindung einschleuste; dass auch nach der Herstellung eines Heilmittels durch Dr. Julian Bashir der Föderationsrat nicht bereit war, dieses den Gründern auszuhändigen (DS9 7×23; 7×24); dass es letztlich der von Bashir therapierte Wechselbalg Odo (und eben nicht die Sternenflotte) war, der eigenmächtig entschied, seinem Volk das Vakzin zu übergeben und im Gegenzug die sofortige Kapitulation des Dominion erwirken konnte (DS9 7×25; 7×26). Dass die Föderation sich offenbar in punkto eigener Geschichtsschreibung versucht hat, die sie in einem besseren Licht dastehen lässt, fällt auch und gerade im Wortwechsel zwischen Picard, Beverly Crusher und der zu diesem Zeitpunkt an Bord der Titan gefangen genommenen Vadic auf (PIC 3×07). Picard erneuert hier seine Behauptung, die Gründer hätten damals ein Heilmittel von der Sternenflotte erhalten – und erntet prompt Vadics Widerspruch („Ach, steht das so in Ihren Geschichtsbüchern?“). Zugegeben, auch das, was Vadic sagt, entspricht nur mit einiger Interpretation der historischen Realität, wie sie uns aus DS9 geläufig ist, aber das Dominion ist eben auch keine demokratisch-aufgeklärte Gesellschaft, daher verwundert ihre Darstellung der Dinge weniger als das, was Picard aus dem kollektiven Gedächtnis der VFP zu berichten weiß. In der vom Admiral vorgetragenen revidierten Geschichtsversion wird die Schuld, die die Föderation auf sich geladen hat und die beinahe zur Inkaufnahme eines Völkermords geführt hätte, stark relativiert. Unklar bleibt, inwiefern diese Umdeutung von Geschichte von der Föderation in voller Absicht vorgenommen wurde oder es sich um unbewusste Prozesse gehandelt haben mag. Gewiss jedoch ist, dass Geschichte immer nur das ist, an was man sich erinnern will.

 

Die Sternenflotte zelebriert selbstbewusst den Frontier Day. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

25. Jahrhundert: Auffällige Neuerungen bei der Sternenflotte

• Erneute Uniformwechsel
• Ort-zu-Ort-Transporter auf planetaren Oberflächen (praktisch und schnell)
• Insgesamt: Militärischeres Design, im Schiffsinnern dunklere Töne und gedämpfte Beleuchtung
• Auffälliger Retro-Trend bei bestimmten Schiffsdesigns und Sternenflotten-Ausrüstung (z.B. Aussehen der Phaser)
• Neue Protokolle haben zu mehr Automatisierung geführt (z.B. Kommunikation zwischen Brücke und Maschinenraum)
• Man setzt auf umfassende Digitalisierung (z.B. Kommunikation aller Schiffe über den Sternenflotten-Mainframe, Fleet Formation Mode)
• Einbau von fortschrittlichen Schiffskomponenten, die aus der Forschung am Borg-‚Artefakt‘ (Romulanisches Rückgewinnungsprojekt) entwickelt wurden (z.B. U.S.S. Stargazer-A)
• Warpgeschwindigkeit wurde weiter gesteigert, sodass Entfernungen zwischen den verschiedenen Grenzen der Föderation sich erheblich reduziert haben (‚Wochen statt Monate‘)
• Hinaus- und Hineinwarpen innerhalb von Sternensystemen ist nun erlaubt, da sehr präzise ‚Sprungberechnungen‘ möglich sind
• Deutlich mehr institutionalisierte Folklore und Pomp als früher, wozu neben dem Frontier Day auch das Flottenmuseum gehört

 

Um 2400 gibt es eine Reihe neuer Schiffstypen der Sternenflotte. Sie setzen oftmals frühere Designtraditionen fort.

 

Die kompromittierte Ethik aktueller und ehemaliger Sternenflotten-Größen

Zeichneten sich die Handlungen von namhaften Sternenflotten-Offizieren früher weitgehend durch Prinzipienorientierung und Humanismus aus (ja, mir ist bewusst, dass es hin und wieder auch fragwürdige Karrieristen in der Admiralität gab, die es mit den VFP-Werten nicht ganz so genau nahmen), hat sich – analog zu den oben genannten politischen Veränderungen – auch auf der individuellen Handlungsebene einiges verschoben. Vielleicht sollte man es so formulieren: Grenzen sind nicht komplett überschritten, aber sie sind aufgebrochen und fließender geworden. Bereits zu Beginn der Serie fällt Sternenflotten-Stabschefin Admiral Clancy im Gespräch mit Picard durch eine Bemerkung auf, die das Selbstverständnis der Sternenflotte gegen den Strich zu bürsten scheint. Der pensionierte Admiral bringt vor, es stehe der Föderation nicht zu, zu entscheiden, ob eine Spezies lebt oder stirbt, um zu markieren, dass er die damalige Entscheidung des Rückzugs von der romulanischen Rettungsmission nach wie vor verurteilt. Daraufhin entgegnet Clancy selbstbewusst: „Doch, das tun wir. Das müssen wir sogar tun.“ (PIC 1×02) Nun kann man Verschiedenes in diese Aussage hineindeuten, doch man kommt schwer umhin, in Clancys Äußerungen eine Art von Superioritätsdenken zu erblicken. Der demütige Respekt vor jedwedem Leben und der Grundsatz ‚Jedes Leben ist gleich viel wert und gleich schützenswert‘ scheint nicht mehr uneingeschränkt zu gelten, und damit hält die Oberkommandierende nicht einmal hinterm Berg. Wäre es um ein Szenario gegangen, bei dem nicht Milliarden von Lebewesen vor der sicheren Auslöschung standen (und viele davon auch den Tod fanden), hätte man sagen können, Clancy argumentiere nur im Sinne der Realpolitik, aber im Zusammenhang mit der Supernova-Thematik mutet ihre Entgegnung tatsächlich zynisch und unempathisch an.

Doch es sind nicht nur aktuell in Dienst befindliche, sondern auch ehemalige Sternenflotten-Größen aus den goldenen Zeiten, die mit ethisch fragwürdigen Handlungen oder zumindest Erwägungen auffallen. Die Rede ist hier von Picard selbst und auch Beverly Crusher. Als ihnen die kriminelle Formwandlerin Vadic an Bord der Titan in die Falle läuft, erwägen Picard und Crusher, sie zu exekutieren, weil sie sie für eine zu große Bedrohung halten, und zwar nicht nur für die Föderation, sondern speziell für das Leben ihres Sohnes. Sie sind also bereit, ihre Prinzipien zu opfern und mehr oder weniger Mord zu begehen, um ihre Familie zu schützen. Dies sind sie sogar zu tun bereit, obwohl Vadic zu diesem Zeitpunkt die zentrale Drahtzieherin einer Unterwanderung der Sternenflotte zu sein scheint. Wenn sie Vadic exekutieren, dann geben sie auch jede Möglichkeit aus der Hand, diese Verschwörung zufriedenstellend aufklären, Hintergründe erfahren und weiteren Schaden von der Föderation abwenden zu können. Noch radikaler kommt zu Beginn von Folge PIC 3×07 Crushers Erwägung daher, eine biologische Waffe gegen Vadic und ihre Anhänger zu entwickeln und sie somit allesamt zu eliminieren. Dies käme ohne Frage einem Genozid gleich. Wie ist dies – gerade für eine Frau, die sich ihr Leben lang dem Hippokratischen Eid verpflichtet fühlte – auf einmal eine reale Option? Seit wann exekutiert die Sternenflotte ihre Feinde und übernimmt damit deren schlimmste Methoden? Zu TNG-Zeiten hätte man Dr. Crusher wohl zu solchen Überlegungen nötigen müssen, denn sie hatte seinerzeit einen sehr klaren humanistischen Wertekanon, der sie auch das eine oder andere Mal auf Konfrontationskurs mit ihren Vorgesetzten (TNG 5×23) oder anderen Ärzten (TNG 5×16) brachte. In Vadics Fall kommt noch hinzu, dass sie das Opfer gewissenloser und illegaler Experimente von Sektion 31 während des Dominion-Kriegs war und die Föderation insoweit mindestens schwer mitverantwortlich für das ist, was aus ihr wurde. Wohl in keiner anderen Episode der Serie weichen Picard und Co. derart von der Ethik ab, die sie jahrelang ausgezeichnet hat, und ein wenig scheint es, als würde der Schutz ihres Sohnes größtes Unrecht und die Exekution einer ganzen Volksgruppe legitimieren.

 

Picard und Crusher erwägen scheinbar, Vadic zu eliminieren. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Verfall von Normen, Sitten und guten Vorsätzen

Besieht man sich jenseits politischer Verhaltensmuster die gesellschaftliche Realität und den zwischenmenschlichen Umgang in der Föderation, scheinen sich binnen weniger Dekaden ebenfalls enorme Veränderungen eingeschlichen zu haben. Dies lässt sich zum einen an verbalen Ausdrucksformen festmachen. So sind die von Spock während einer Zeitreise in das späte 20. Jahrhundert fasziniert beobachteten „bunten Metaphern“ (IV: Zurück in die Gegenwart) in die allgemeine Sprachkultur zurückgekehrt; es wird streckenweise geflucht wie bei den Kesselflickern. Auch in den gediegeneren Teilen der Gesellschaft und unter vermeintlichen Profis sind zuweilen vulgäre Artikulationsformen anzutreffen. Innerhalb von hauptamtlichen Sternenflotten-Zirkeln wird von „angepissten“ Raumschiffen und solchen, denen man „ans Bein pinkelt“, gesprochen (PIC 3×02). Das Ganze ist streckenweise gepaart mit einer ‚kurzen Lunte‘ bis zur Eskalation, hoher Emotionalität und Jähzorn oder auch einem Mangel an Respekt und Höflichkeit, beispielsweise mit Blick auf verdiente ehemalige Sternenflotten-Offiziere. Man denke an die Art und Weise, wie Picard von Admiral Clancy in PIC 1×02 abgefertigt wird oder wie sich Captain Liam Shaw in mehreren Episoden der dritten Staffel über ihn und Riker offen verächtlich macht; Dr. Agnes Jurati nennt Picard in PIC 2×03 einen „überheblichen Wickser“. Doch Role Models und Vorbilder scheinen in der neuen Ära nicht mehr so viel zu zählen wie früher. Überhaupt finden wir viele Szenen, in denen vertraute und weniger vertraute Gesprächspartner den alten Picard in Grund und Boden stampfen und dabei nicht mit beleidigenden Vokabeln geizen; doch auch der Admiral a.D. und seine alte TNG-Besatzung haben sich teilweise dem neuen Duktus angepasst. Diese Art der aggressiv-emotionalen Rhetorik hat die einstmals so gesitteten Star Trek-Verhältnisse im 24. Jahrhundert definitiv umgeworfen. Spiegeln sich hier die Chiffren einer polarisierten Social Media-Gesellschaft?

Überdies fällt auf, dass sich die Ernährungsgewohnheiten gegenüber dem, was wir aus TNG, DS9 und VOY kannten, gravierend gewandelt zu haben scheinen. So ist ein gesundheitsorientierter, verantwortlicher Lebenswandel zugunsten von hedonistischen Vergnügungen offenbar in nicht wenigen Teilen der Bevölkerung wieder aufgegeben worden. Wir erinnern uns beispielsweise, wie noch William Riker in den ersten TNG-Staffeln mehrmals darauf hinwies, dass die Menschheit seit geraumer Zeit keine Tiere mehr esse (u.a. TNG 1×07). In PICARD ist er derjenige, der dies bricht, indem er ‚Hasenpizza‘ zubereitet (PIC 1×07). In Episode PIC 1×05 riecht Bjayzls Wächter, Mister Vup, dass Rios im Vorfeld Fleisch gegessen hat – eine eindeutige Entlarvung. Wir könnten die Liste fortsetzen. Dieses veränderte Ernährungsverhalten lässt sich auch auf die Trinkkultur übertragen. Früher wurde Star Trek nicht müde, zu betonen, dass inzwischen Synthehol weite Verbreitung gefunden habe, eine chemische Variante von herkömmlichem Alkohol, die nahezu perfekt Geruch, Farbe und Geschmack desselbigen simuliert, während die berauschende Wirkung jedoch völlig ausbleibt. Nun besichtigen wir, dass wieder eine Rückkehr zum Konsum traditioneller Spirituosen mit allen verbundenen Konsequenzen für das physische und mentale Wohl stattgefunden haben muss. Raffaela Musiker wird im Zuge dieses lange praktizierten Konsumverhaltens zeitweilig zur Alkoholikerin; Cristóbal Rios liebt es, ab und an Aguardiente zu genießen (zugegeben, beide Fälle werden uns anfangs als gescheiterte Existenzen vorgestellt); Seven of Nine lässt sich in PIC 1×05 von Picard auf Wunsch Bourbon reichen und verlangt prompt Nachschlag. Wir sehen zeitweilig selbst an einer Figur wie Picard und/oder Riker eine ausgeprägte ‚Kneipenkultur‘, die uns bislang eher fremd war (Season drei macht überdeutlich klar, dass Guinans Bar auf der Erde für Picard über viele Jahre hinweg einen zentralen Bezugspunkt darstellte, was durchaus zu überraschen weiß).

Der Konsum von Rauschgiften ist ebenfalls bis in die Reihen der Sternenflotte anzutreffen, wenn wir etwa an Musiker denken, die beinahe an den Drogen zugrunde zu gehen drohte. Nun kann man sich natürlich fragen, weshalb sich in so kurzer Zeit die uns aus den alten Trek-Serien vermeintlich bekannten Ernährungsgewohnheiten so fundamental verändert haben. Sind dies womöglich Kompensationsbestrebungen einer überspannten, hypernervösen Gesellschaft? Was die Nervosität angeht, so stellen wir jedenfalls fest, dass es viele hitzige Gemüter an der Schwelle zum 25. Jahrhundert gibt. Lösungen mit gewalttätigen Mitteln, die in TNG noch (weitgehend) tabu schienen, sind wieder salonfähig geworden. Denken wir an Seven of Nines Rachefeldzug gegen Bjayzl, der von Picard stillschweigend goutiert wird, oder auch an Rios‘ Methoden der Konfliktlösung. Beim Kampf gegen Formwandler in Staffel drei werden Worf und Musiker nicht müde, jeden einzelnen von ihnen proaktiv wegzuphasern (auch wenn diese verwundet am Boden liegen) anstatt den Versuch einer Gefangenschaft zu unternehmen. Und es sei auch erwähnt, dass Worf – trotz seiner Behauptungen von einem pazifistischen Lebenswandel – eine ausgeprägte Tendenz zu vorzeitigen Erdolchungen und Enthauptungen hat (PIC 3×02; 3×05).

Fragen Sie sich ehrlich: Gibt es irgendeine Person, die Sie kennen, die immer noch die Person ist, die Sie kannten?! Oder haben Sie auf Ihrem Weingut Wurzeln geschlagen, während für den Rest das Leben weiterging?“ (Jack Crusher zu Jean-Luc Picard in PIC 3×02)

 

Vorurteile und Sippenhaft

Die Serie ist voll von Beispielen, die zeigen, wie wirksam Vorurteile und Stereotype sind und dadurch die Entfaltungs- und Teilhabechancen einzelner Individuen in der Gesellschaft massiv einschränken. Dies geht bis hinein in die Ränge der Sternenflotte, die sich eigentlich einer unvoreingenommenen Betrachtung und der Vermeidung von so etwas wie Sippen- oder Kollektivhaft verschrieben hat. Natürlich gab es auch bereits in der Vergangenheit Fälle, in denen Vorurteile in der Raumflotte zu beobachten waren (man denke an die von Admiral Norah Satie mobilisierten Stereotype in Bezug auf die Romulaner in TNG 4×21), allerdings waren das eher Einzelfälle, die nicht darüber hinwegtäuschen konnten, dass die Sternenflotte im Grunde eine tolerante Organisation war, die Vertreter einer Spezies nicht einem kollektiven Framing unterstellt und sogar bereit ist, diese unter gewissen Voraussetzungen in ihre Reihen zu integrieren. Wir sahen dies beispielsweise in DS9 beim jungen Ferengi Nog, der an die Akademie der Sternenflotte aufgenommen wurde, wo doch die Ferengi-Allianz nicht gerade den besten Leumund in der Föderation hatte. In PICARD schafft es zwar der Romulaner Elnor, als erster vollblütiger Vertreter seiner Spezies den Weg des Offiziersanwärters einzuschlagen, was in der Tradition früherer Serien steht (PIC 2×01). Dennoch beobachten wir in PICARD verschiedene Entwicklungen, die stutzig machen, inwieweit die Sternenflotte nach wie vor dieselben moralischen Standards verfolgt. So berichtet Seven of Nine im Laufe der zweiten Staffel, dass sie nach der Rückkehr der Voyager in den Alpha-Quadranten (VOY 7×25; 7×26) versucht habe, der Sternenflotte beizutreten, doch dies aufgrund ihrer langjährigen Borg-Vergangenheit nicht möglich gewesen sei. Kathryn Janeway habe deshalb sogar mit Rücktritt gedroht, habe jedoch keinen Erfolg gehabt, weshalb sich Seven nach einer anderen Aufgabe und Zukunft umgesehen habe (PIC 2×09). Das Beispiel Sevens ist besonders frappierend, denn Janeways Logbücher, die Berichte der Crew und die reichhaltigen Belege ihrer Zeit auf der Voyager müssten der Sternenflotte eigentlich glasklar dokumentieren, dass sie sich inzwischen voll und ganz rehabilitiert und von den Borg gelöst hatte. Seven hatte zudem überragende Verdienste, die nicht nur der Voyager während ihrer Odyssee durch den Delta-Quadranten, sondern auch Föderation und Sternenflotte als Ganzes zugutekamen. Ihr nun die Aufnahme in die Ränge der Raumflotte zu verweigern, zeugt von einem enormen Maß an Vorurteilen. Es zeugt aber weiter auch von einer gewissen Willkür, denn die Episode PIC 1×05 zeigte uns, dass Sevens einstiger Schützling Icheb – ebenfalls ein aus dem Delta-Quadrant stammender Ex-Borg – die Aufnahme in die Sternenflotte irgendwie gelang.

Im Umgang mit (ehemals) verfeindeten Völkern zeigen Vertreter der modernen Sternenflotte zuweilen eine Art von Herabwürdigung, die früher kaum zu beobachten war. So spricht Captain Liam Shaw von den Wechselbälgern als „Mistviecher“ (im Englischen: „son of a bitch“; PIC 3×04), und später hören wir, wie der wiedergeborene Data ausruft, er „hasse die Borg“ (PIC 3×10). Dies verweist zurück auf den Umgang mit Sprache im neuen Star Trek und steht im Widerspruch zu den klassischen Serien, wo (i.d.R.) allen empfindungsfähigen Lebewesen prinzipiell eine eigene Würde zugestanden wurde, mochte es sich auch um Feinde halten. So sahen wir trotz der existenziellen Bedrohung durch die Gründer in DS9 zu keinem Zeitpunkt, wie Captain Benjamin Sisko und seine Crew derartige herabwürdigende verbale Etikettierungen verwandten. Gegenüber synthetischen Lebensformen scheint es sich zum Zeitpunkt der ersten Staffel kaum anders zu verhalten. Die Coppelius-Androidin Sutra lässt sich in PIC 1×09 vernehmen: „Für die [sie meint mutmaßlich die Föderation] sind wir Monster. Sie nennen uns Missgeburten.“

Es gibt andere Arten von plakativer Stigmatisierung, die wir in der Sternenflotte nach 2380 vorfinden. So verliert Raffaela Musiker nach Picards Kündigung bei der Sternenflotte infolge der Aufgabe der Rettungsoperation automatisch ihre Stellung; sie wird aus der Raumflotte ausgeschlossen, was für sie den Weg in einen lange andauernden persönlichen Niedergang bereitet. Da keine nachvollziehbare Erklärung für ihre parallele Entlassung aus dem Dienst geboten wird, kann man nur annehmen, dass Musiker in Mithaftung genommen und als Picards langjährige Vertraute (sie war an Bord der Verity sein Erster Offizier) für seinen Rückzug bestraft wird. Steckte womöglich Clancy dahinter? Jedenfalls ist eine solche Entscheidung nur aus Motiven der Rache zu erklären und hat nichts Rationales mehr an sich. An und für sich hätte jemand wie Musiker, der sich so lange verdient gemacht hat, eher befördert werden müssen.

 

Infolge von Picards Rückzug wird Musiker aus dem Dienst entlassen. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Fazit: Eine Föderation im Niedergang?

Die Föderation zwischen 2380 und 2401 ist oberflächlich betrachtet nach wie vor eine ungemein fortschrittliche Welt, in der Armut, Hunger und Krankheit keinen zentralen Stellewert mehr einnehmen. Vieles spricht dafür, dass die geschichtsträchtige Planetenallianz auch zu Beginn des 25. Jahrhunderts noch eine wohlhabende Groß- oder gar Supermacht mit zahlreichen Mitgliedswelten ist, die ihren Platz im Quadrantengefüge behauptet und (nach dem Fall der Romulaner) mutmaßlich sogar ausgebaut hat (jedenfalls dann, wenn man die Bemerkungen von Agent Luther Sloan in DS9 7×16 ernst nimmt). Ihre stolzen Institutionen und ihr politisches System bestehen weiter. Allerdings scheinen sich eine Reihe von definierenden Normen, sowohl politkulturell als auch gesamtgesellschaftlich, nicht unerheblich verändert zu haben. Man könnte es so lesen, dass ein umfassender Mentalitätswandel Platz gegriffen hat, der sich letztlich auch in punkto politischer Ausrichtung und den Beschlüssen der Entscheidungsträger in Föderationsrat und Sternenflotte niederschlägt. Im Lichte dessen wirkt die Föderation beeinträchtigt von einem neuen, ungewohnten Kosten-Nutzen-Denken, isolationistisch-protektionistischen Bestrebungen und – ja – verringerter Empathiefähigkeit gegenüber anderen Völkern sowie sich verstärkenden Vorurteilen (Fremdenfeindlichkeit) und sozialen Problemen. Ihre Gesellschaft erscheint seltsam saturiert und mit sich zufrieden, sodass sie bereit ist, sich ein gehöriges Stück auf sich selbst zurückzuziehen, die galaktische Verantwortung teils aufzugeben. Da sie ihre Traditionen und ihr Selbstverständnis als vermeintlich humanistisch-progressive Allianz weiterhin stolz pflegt, scheinen ihre globalgalaktischen Handlungen und das, was sie über sich erzählt, nicht mehr zusammenzupassen. Man kann sich die Frage stellen, wie stark aus der Innenansicht von Entscheidungsträgern und Bürgern die Veränderungen, welche die Föderation augenscheinlich durchlaufen hat, wirklich wahrgenommen werden. Jack Crusher spricht in PIC 3×09 von „Bigotterie“ im Sinne von Scheinheiligkeit. Er sagt es nicht explizit an einen bestimmten Adressaten gerichtet, es klingt aber wie eine unterschwellige Anklage gegen die Föderation und das Selbstverständnis, das sie trotz der schweren Probleme, die sie verursacht hat, weiterhin mit sich herumträgt. Benjamin Sisko merkte einmal mit Blick auf das Selbstbild der Föderation an: „Es ist leicht, ein Heiliger im Paradies zu sein.“ (DS9 2×21)

Nun kann man sich verschiedene Fragen stellen. Hat sich die Föderation von sich aus so verändert oder ist das Folge der äußeren Ereignisse, die auf sie eingewirkt haben? Dies ist natürlich ein wenig die Frage nach der Henne und dem Ei. Und wann haben die Veränderungen, die wir in PICARD gegenüber vorangegangenen Serien beobachten, eigentlich eingesetzt? Erst nach Nemesis? Das kann man durchaus bezweifeln, denn wir wissen, dass der interstellare Völkerbund gerade in den 2370er Jahren nach einer längeren Phase von Frieden und Wohlstand eine schlimme und an vielen Fronten extrem herausfordernde Zeit durchläuft (u.a. Dominion- und Borg-Krisen). So etwas hat erhebliche gesellschaftliche Nachwirkungen, die sich womöglich erst verzögert zeigen und eine Zeit brauchen, bis sie in der praktischen Politik ankommen. So ist es gut vorstellbar, dass die Föderation aufgrund ihrer einschneidenden, ja existenziellen Bedrohungserfahrungen weniger Interesse an Erforschung hat als dies noch zu TNG-Zeiten der Fall war und mehr den Schutz ihrer Grenzen und ihrer Mitgliedswelten gesichert sehen möchte. Auch sollten wir bedenken, dass gerade mit Blick auf die Außenpolitik die Föderation bereits in der Vergangenheit nicht immer durch kluge, vorausschauende, verantwortliche und humanistische Entscheidungen auffiel. Gerade der fragwürdige Friedenskompromiss mit der Cardassianischen Union in den späten 2360er Jahren, die den Maquis hervorbrachte (Thema sowohl in TNG, DS9 und VOY), ist ein Beispiel hierfür und war keineswegs über alle moralischen Zweifel erhaben. Ganz zu schweigen von einer jedenfalls nicht kleinen Zahl von Karrieristen, Machtpolitikern, Intriganten, Ideologen und Verschwörungstheoretikern zumeist in Form von Admirälen, die zum Erreichen gewisser Ziele bereit waren, fundamentale Werte über Bord zu werfen. Folgen wie Das Standgericht, Fähnrich Ro oder Das Pegasus-Projekt stehen sinnbildlich für bereits zu TNG-Zeiten einsetzende Prozesse, in denen die Föderation im Hinblick auf ihre moralische Integrität nicht mehr unantastbar erschien.

Befindet sich die VFP inzwischen auf dem absteigenden Ast? So weit würde ich nicht gehen. Trotzdem kann man sich in PICARD nicht des Eindrucks erwehren, dass die Föderation mit Blick auf ihren einstmals nahezu utopischen Charakter in eine Art Sinnkrise gerutscht ist. Das utopische Kapital scheint dünn geworden zu sein, der Vorrat an altruistisch-idealistischen Motiven in weiten Teilen aufgebraucht. Die Föderation zeigt kein allzu großes Interesse mehr, das All im Sinne eines humanistischen Wertekanons zu einem besseren Ort zu machen, sondern ist gar bereit, im Zweifel auch Leid und Tod vor ihrer Türschwelle zu akzeptieren, um ihre unmittelbaren Interessen zu erfüllen. Es fehlt offenbar auch an einer Revitalisierung der großen Erzählung der Planetenallianz, die Politik, Sternenflotte und auch Bürger durchdringt und begeistert und sie daran erinnert, dass das die Durchsetzung eigener Werte die beste Versicherung ist, die eigene Gesellschaftsordnung (von der man doch angeblich so überzeugt ist) zu pflegen und langfristig zu erhalten. Vielleicht braucht es dazu ein bestimmtes Ereignis, das den Eifer für die Verteidigung der unveräußerlichen Rechte allen Lebens wieder entfacht. Es wäre diesem an und für sich großartigen Projekt der Pax Galactica, das seit dem Jahr 2161 besteht, nur zu wünschen.

 

Ich verstehe diese Welt nicht mehr“: Können wir unseren Erinnerungen wirklich trauen?

Treten wir zum Schluss für einen kurzen Moment aus dem In-universe-Rahmen heraus. Zweifellos gab es aus Produzentenperspektive ein bestimmtes Motiv, das Bild der Föderation in einer chronologisch fortgesetzten TNG-Inkarnation erheblich stärker anzukratzen, ja ihr mehr düstere Schattierungen zu verleihen. Die veränderte Darstellung der VFP ist eindeutig eine Antwort auf den veränderten Zeitgeist unserer eigenen Gegenwart. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren, erst recht nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, machte sich in der westlichen Welt ein enormer Optimismus breit, nun werde eine Art ‚global village‘ entstehen, eine eng kooperierende, durch Regeln und sich ausbreitende Demokratie bestimmte Weltgemeinschaft, die fortan zum Wohle aller zusammenwirkte (Francis Fukuyama sprach vom „Ende der Geschichte“, weil die Welt nun auf einen neuen Idealzustand zusteuere). Diese schönen, aus heutiger Sicht ziemlich gutgläubigen Vorstellungen überdauerten kaum ein Jahrzehnt, ehe Wellen neuer Krisen über den Westen hereinbrachen und seine Weltsicht jäh wieder verdüsterten. Die Rede ist vom Terrorismus und die Folgen des fragwürdigen Feldzugs gegen selbigen, Banken- und Wirtschaftskrisen, erstarktem Despotismus, massiven Flüchtlingsbewegungen, dem nun für alle erfahrbaren menschengemachten Klimawandel und dergleichen mehr.

Was man in der neuen Darstellung der Föderation auch sehen kann, ist eine Reflexion nicht bloß äußerer Krisenerscheinungen, sondern der inneren Umwälzungen westlicher Demokratien, insbesondere der Aufstieg des Rechtspopulismus. Dieser verspricht den nationalen Bevölkerungen eine Art heile Welt, die durch ein Zurück in die gute, alte Vergangenheit und ein Wiedererrichten von Mauern und nationalstaatlichen Gehäusen erreicht werden könnte, um vor den Verwerfungen einer globalisierten Welt zu schützen. Es ist diese holzschnittartig vereinfachte, romantisierte Denke, die auch einem Donald Trump bei den US-Wahlen 2016 zum Sieg verhalf. Warum sollen wir im Rust Belt die Lasten tragen, damit anderswo auf der Welt Wohlstand gemehrt, Sicherheit aufrechterhalten und Regeln durchgesetzt werden? Was haben wir ganz praktisch davon? Nein, wir wollen ‚America First‘. Serienverantwortliche wie Michael Chabon, aber auch Patrick Stewart selbst deuteten in Interviews an, dass PICARD bewusste Allegorien auf den heutigen Zustand der USA und die erstarkte Befindlichkeit in Richtung eines neoisolationistischen Kurses liefern sollte. Nebenbei sollte auch die Thematik populistischer Strömungen, des Brexit und Flüchtlingskrisen in Europa und Südamerika (einhergehend mit Abschottungspolitik) aufgegriffen werden. Das Verhalten der Föderation erinnert in gewisser Weise auch an die Europäische Union, die sich immer mehr abschottet, dem Elend der Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer gleichgültig zusieht, während nationalistische Regierungen private Seenotretter aktiv behindern, weil sie befürchten, es würde den Flüchtlingszustrom anfachen, wenn man ein menschliches Gesicht zeigt. Ganz zu schweigen von den Deals der Europäer mit fragwürdigen Regimen in Nordafrika, die ihre Länder gegen Geld in Flüchtlingsgefängnisse verwandeln. Noch ein weiterer Punkt: In TOS, TNG, DS9 sahen wir wiederkehrend Konfrontationen und Rivalitäten der Föderation mit anderen Großmächten und teilweise auch das Buhlen um die Gunst bestimmter Welten (Klingonen, Romulaner, Cardassianer etc.). Man kann es bezeichnend finden, dass von anderen, potenziell antagonistischen Machtblöcken in PICARD keine Rede mehr ist. Kann es also sein, dass der Föderation der ‚nützliche Feind‘ weggefallen ist, der sie als permanenter Stressfaktor und Systemkonkurrent immer wieder herausgefordert und angespornt hat, an sich zu arbeiten, ihre Assets zu pflegen? Haben wir es hier mit einer Föderation zu tun, die sich ‚zu Tode gesiegt‘ hat und dadurch bequem und gleichgültig geworden ist? Auch in diesem Punkt gibt es eine Parallele zu unserer eigenen Gegenwart, nachdem durch den Fall des Eisernen Vorhangs die ideologische Blockkonfrontation zu Ende gegangen ist. Demokratien brauchen vermutlich antidemokratische Herausforderer, damit sie auf Dauer nicht verwahrlosen, nicht verweichlichen, nicht schwach werden.

Schließlich können wir, in uns hineinhorchend, die Frage stellen, ob sich angesichts der neuen Darstellung in PICARD wirklich die Föderation so sehr verändert hat als vielmehr unser Blick auf sie. Können wir unseren Erinnerungen an das, was die glorreich-utopische Weltenunion früher vermeintlich war, trauen, oder verhält es sich wie mit Soji Ashas Erinnerungen, die sich letztlich als implantierte Scheinreminiszenzen entpuppen? Denn seien wir ehrlich: In wie vielen Star Trek-Episoden der 1960er, 1980er und 1990er Jahre haben wir die Föderation wirklich zu Gesicht bekommen? Zumeist waren wir mit einer reisenden bzw. fernab stationierten Sternenflotten-Besatzung an ihren Rändern oder gänzlich außerhalb ihres Territoriums unterwegs. Ein wenig war es, als würden wir eine idealistisch veranlagte U-Boot-Besatzung auf ihren Tauchfahrten durch ferne Ozeane begleiten, während sie Abenteuer erlebt, dabei Entscheidungen trifft und über ihr Zuhause und ihre Werte nachdenkt. Dies galt gleichermaßen für TOS als auch TNG, DS9 und VOY. Könnte uns unsere eigene verklärte Erinnerung an die Vereinigte Föderation der Planeten also einen Streich spielen? War die vermeintlich perfekte Welt in Wahrheit gar nicht so perfekt, wie wir gerne glauben wollten?

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