Kapitel 17 – „Eine Wiedergutmachung für unsere Spezies“ – Die Borg und das letzte Aufbäumen

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Steckbrief: Borg-Königin
Auftauchen in PICARD: Staffel 2 & 3
Spezies: ursprünglich Spezies 125, dann assimiliert und in eine Königin verwandelt (VOY 7×01)
Geboren: unbekannt
Rolle in PICARD: Einsame kybernetische Herrscherin
Schauspielerin: Alice Krige; Susanna Thompson; Annie Wersching; Jane Edwina Seymour (Bodydouble)

 

Mit Star Trek entwarf Gene Roddenberry eine Zukunftsvision, die die Menschheit im Angesicht der Sterne vereint zeigte, frei von Armut, Krankheit oder Krieg. Dennoch pflegte der Franchiseschöpfer bereits in seiner klassischen Serie Schurken und Antagonisten. Die Rede ist von wilden, heißblütigen, territorialen Spezies, mit denen die utopische und an und für sich friedliche Föderation in ständige Konflikte verwickelt ist, weil politische und kulturelle Werte schlichtweg einander entgegenstehen. Damals, in den späten 1960er Jahren, stachen v.a. die kriegerischen Klingonen und die intriganten Romulaner hervor, und man fragte sich oftmals, von welchem Feindbild in der geschichtlichen Realität sie inspiriert worden waren. Roddenberry legte sich, wenn er danach gefragt wurde, nicht fest. Er machte zwar einige Andeutungen, doch letztlich boten die antagonistischen Völker in Star Trek immer Versatzstücke ganz unterschiedlicher Vorstellungen. So gaben die Romulaner auf der einen Seite mit ihrer Doppelwelt, ihrer Kultur und Ästhetik das Bild eines postmodernen Roms ab. Auf der anderen Seite stammt von Roddenberry die Bemerkung, die Romulaner könnten eine Anspielung auf das wiederaufgestiegene, entfesselte China sein.

 

Neue Zukunft, neue Gegner

Wie dem auch sein mag: Gerissene, bedrohliche Gegner mit eigenen Ehrenkodexen und Weltbildern standen bei Star Trek – entgegen aller anders lautender Behauptungen – schon immer hoch im Kurs. Und als das Franchise nach zwei Jahrzehnten Ruhepause 1987 in eine neue Runde ging, war der Bedarf nach neuen, aufregenden Gegenspielern für die Föderation groß. TNG zeigte die Zukunft von Star Trek selbst – ein gewaltiger Sprung nach vorn. Deshalb bedurfte es eines Erzfeindes, der seinerseits hoch stapelte. In den Abenteuern von Captain Jean-Luc Picard und seiner Besatzung spielten Klingonen oder Romulaner weiterhin eine nicht unbedeutende Rolle, wurden beständig erforscht und ausgedeutet. Diese Völker gehörten allerdings auch zum Common Sense des Star Trek-Kosmos dazu, zum festen Inventar. TNG sollte indes nicht dort stehen bleiben, sondern mit einem neuen Widersacher aufwarten. Etwas nie Dagewesenem. Die ersten beiden Staffeln verbrachten Roddenberry, Rick Berman, Maurice Hurley und das noch etwas unstete Autorenteam damit, ein wenig zu experimentieren. Frühe Episoden wie Der Wächter (1×05) oder Die Schlacht von Maxia (1×09) versuchten, die Ferengi als neue Widersacher aufzubauen. Tatsächlich sollten die verschrobenen Aliens schon sehr bald ihren spezifischen Reiz in anderen Bereichen entfalten und sich gerade im Zuge der weiterentwickelten Darstellungen in DS9 deutlich wandeln. Einen weiteren Anlauf auf der Suche nach neuen Gegenspielern unternahm deshalb die Folge Die Verschwörung (1×25). Sie etablierte eine außerirdische Parasitenspezies, die sich gewalttätig die Gedankenkontrolle hochrangiger Sternenflotten-Offiziere sicherte, indem sie sich an die Nervenstränge des entsprechenden Wirtes heftete. Nach einem 45-Minuten-Abenteuer schien der Stoff aber bereits verbraucht. Die Idee mit den Parasiten wurde ihrerseits verworfen (und kehrte später unter anderen Vorzeichen mit den Trill-Symbionten zurück).

In der zweiten Hälfte der zweiten Season (TNG 2×16) brachte der TNG-Writers Room auf maßgebliches Betreiben von Showrunner Hurley dann die Borg ins Spiel – und schien endlich einen Bösewicht gefunden zu haben, der das Potenzial zur Wiederkehr besaß. Gewissermaßen spielte Star Trek, als es die Borg in Zeitsprung mit Q auf die Bildschirme hievte, mit sich selbst. Denn bislang hatten die Technologieeuphorie und Fortschrittgläubigkeit der Serie so gut wie keine Grenzen gekannt. Für jedes nur erdenkliche Problem schien es in der Zukunft des 24. Jahrhunderts ein Gerät zu geben, das wunschlos glücklich machte. Technischer Progress, so hatte uns Star Trek seit jeher eingeimpft, war gut. Doch bei den Borg war damit erst einmal Schluss. Ihr Auftauchen setzte aller Fortschritts- und Technikmythisierung ein vorübergehendes Ende. Mehr noch: Die Borg waren der Abgrund all dessen, was technologischen Fortschritt ausmacht.

 

Die Borg, Geißel der Galaxis. © 1996 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Die Anti-Föderation war geboren

Das Borg-Kollektiv trat uns gegenüber als erschreckend mächtige Zivilisation künstlich verbesserter Humanoide, die ihre Wurzeln in den Tiefen des Delta-Quadranten haben. Fest steht, dass die Borg eine umfängliche Symbiose aus Organik und Technik eingegangen sind und mithilfe kybernetischer Implantate sowohl ihre technologischen als auch körperlichen Fähigkeiten bemerkenswert erweitert haben. Sämtliche Borg-Drohnen sind durch ein fortschrittliches Subraum-Kommunikationsnetzwerk konstant miteinander verbunden und bilden zusammen ein kollektives Bewusstsein aus. Dies ist gleichzeitig die Grundstruktur ihrer Organisation, sodass Individualität bei ihnen ein bedeutungsloses Konzept darstellt und bekämpft wird. Der Einzelne zählt im Kollektiv nichts, das Ganze hingegen bedeutet alles. Entsprechend ist dem Kollektiv jedes Mittel recht, um seine Ziele zu erreichen.

Freiheit ist irrelevant. Selbstbestimmung ist irrelevant. Unterwerfen Sie sich.“ (Borg-Kollektiv in TNG 3×26)

Als diese Worte erstmals ausgesprochen wurden, sahen wir gleichgeschaltete Drohnen in Bienenstockanordnungen an Bord von fremdartig kubischen Schiffen. Wir sahen eine Gesellschaft frei von kleinlichen Egoismen und Widerstreiten, einzig und unnachgiebig auf ein großes Ziel hinarbeitend, wie eine Maschine. Wir sahen auch einen blanken Fanatismus, sich weiterzuentwickeln, eine stoische Armee bleicher, ausdrucksloser Kreaturen, die gleich einer Dampfwalze unerbittlich auf das zu rollten, was sie haben wollten. Kein Opfer war für die Borg zu groß. Es steht außer Zweifel: Das Borg-Kollektiv in Star Trek war seiner Zeit eine kleine Revolution im Sci-Fi-Genre.

Offenbar waren die Mitglieder des Kollektivs einstmals organisch, also rein humanoid gewesen. Angetrieben vom Wunsch, Perfektion zu erlangen, entwickelten sie sich aber ab einem bestimmten Zeitpunkt grundlegend weiter und suchten in der Kybernetik ihr ultimatives Heil. Im Zuge dessen sagten sie sich von der klassischen Fortpflanzung sowie der Methode normalen Erwerbs von Wissen und Macht los. Schließlich gingen die Borg dazu über, das Beste aus anderen Kulturen zu absorbieren, indem sie deren Angehörige als Drohnen in ihr Kollektiv einbanden. Anzunehmen, Borg-Drohnen würden aus freien Stücken miteinander Informationen austauschen, entspricht jedoch nicht der Wirklichkeit. Vielmehr zwingt ein aggressives Hive-Bewusstsein die einzelnen Glieder des Kollektivs zur Gefügigkeit. Um andere Völker assimilieren zu können, verwenden die Borg höchst anpassungsfähige Nanosonden, welche in den Blutkreislauf des Opfers injiziert werden, um dessen DNS neu zu strukturieren und eine Ankoppelung an das Hive-Bewusstsein zu gewährleisten. Nach diesem ersten Schritt, durch den eine Drohne in ihren Grundzügen bereits geschaffen wurde, wird der neue Borg einem Bioextraktionsprozess unterzogen, um ihn u.a. mit technischen Hilfsmitteln auszustatten, durch die er seine künftigen Aufgaben passgenau erfüllen soll. Jede Drohne erfüllt innerhalb der Hive-Gemeinschaft spezielle Funktionen und Tätigkeiten. Bemerkenswert ist, dass die Borg in TNG und auch VOY nur Zielobjekte assimilierten, die aus ihrer Sicht das Kollektiv bereichern konnten; alles andere ließen sie links liegen. „Die Borg entwickeln sich nicht – sie erobern.“, stellte der Android Data im achten Kinofilm Der Erste Kontakt fest. Kultureller Progress durch Einverleibung von Körper und Geist.

Mit den Borg bekamen wir also eine Spezies vorgeführt, die so vernarrt ist in das Aufsaugen neuer Daten und Technologien, dass sie dafür sogar den freien Willen geopfert hatte – ein Konzept, das eine regelrechte Anti-Föderation und damit eine Dystopie beschreibt. Auch sonst waren die Borg im Umfeld der 1980er und 1990er Jahre ganz und gar unheimlich; so fremd, dass sie es zur Geißel der Galaxis bringen konnten. Sie besitzen keinen Sinn für Ästhetik, Zwischenmenschlichkeit oder Privatsphäre; es gibt nur ein zweckrationales Verhältnis zur eigenen Umwelt, schrankenlose Expansion ist Programm, und der Zweck heiligt stets die Mittel. Die schier gleichgültige Trägheit ihrer Bewegungen ist bezeichnend, denn die Borg haben es niemals eilig. Sie lassen sich von niemandem unter Druck setzen. Wenn Sie kommen, dann kommen sie wie eine Naturgewalt, die alles überrollt und mit sich reißt. Widerstand war dabei schon immer: zwecklos. Die Borg wiesen einen ganz wesentlichen Unterschied zu den bislang in Star Trek aufgetauchten Antagonistenvölkern auf: Sie waren in jeder erdenklichen Weise unbelehrbar, kompromisslos und totalitär. Die Föderation hatte es auch mit den Klingonen, Romulanern oder Cardassianern selten leicht gehabt, doch hatte es durchaus Momente gegeben, in denen kluge Diplomatie oder Interessensüberschneidungen dazu führen konnten, dass diese Spezies mit sich reden ließen – und große Eskalationen mitunter abgewendet werden konnten. Bei den Borg war diese Art von Verständigung oder Vertrauensbildung von vorneherein ausgeschlossen. Sie waren vollendete Ideologen, für die Verhandlungen, Kompromisse und das Versetzen in die Perspektive der anderen Seite nicht möglich war. Damit blieben sie in Star Trek stets das unversöhnliche Andere, ein feststehender Feind ohne Einsicht und Nachgiebigkeit.

Die Föderation lehrt uns, dass wenn wir es schaffen, uns in unseren Feind hineinzuversetzen, dieser Feind einmal zu unserem Freund werden kann. Das ist aber ein Irrtum. So manches ist schlichtweg nur böse im Universum. Haben Sie jemals in Augen gesehen, die tot und hungrig zugleich sind?“ (La’an Noonien-Singh in SNW 1×04)

Das versetzte die Föderation, die doch eigentlich so sehr an das Wesen von Einigung durch Dialog glaubte, zum ersten Mal in die Situation, dass nur noch gekämpft werden konnte. Das extrem hohe Entwicklungsniveau und die Gefährlichkeit der Borg kamen hinzu. Ganz zu schweigen davon, dass die Borg glühend davon überzeugt waren, dass sie die Völker der Galaxis beglückten, indem sie sie sich einverleibten.

Wir haben nur die Absicht, die Lebensqualität für alle Rassen zu erhöhen.“ (Locutus in TNG 4×01)

Indem wir andere Lebewesen in unserer Kollektiv assimilieren, bringen wir sie näher an die Vollkommenheit heran.“ (Borg-Königin in VIII: Der Erste Kontakt)

Auf Dauer mit einem solchen Gegner konfrontiert zu sein, machte etwas mit einer an und für sich toleranten, freiheitlichen Gesellschaft wie der Föderation. Dies war ein Gegner sui generis. Die Idee des Kollektivs weckte natürlich Assoziationen. Sie war Anlass für Fans und Wissenschaftler, darüber nachzudenken, von welcher Quelle das kreative TNG-Team den Anstoß für die halborganische Gesellschaft bezogen haben und was die dahinter stehende Metaphorik sein mochte. Zweifellos spielten dabei philosophische Überlegungen vom Transhumanismus, wie er frühzeitig das Cyberpunkgenre prägte, eine wichtige Rolle. Da die Borg dem Zuschauer in TNG noch als durch und durch gleichgeschaltete Drohnengemeinschaft mit gemeinsamem Bewusstsein präsentiert wurden, kam die Spekulation auf, Star Trek würde hier auf seine ureigene Weise mit dem Thema Kommunismus umgehen (beim Ludwig-Verlag erschien z.B. das zweibändige Sachbuch Faszinierend. Star Trek und die Wissenschaften), indem es eine hochtechnologische Schreckensvision dessen darbot. Roddenberry zumal hatte bei mehreren Gelegenheiten keinen Zweifel daran gelassen, was er vom real existierenden Sozialismus hielt. Aber im Grunde genommen war die Darstellung des Kollektivs mindestens genauso stark eine Symbolik für einen ausgeuferten, entarteten Kapitalismus, denn die Borg konsumierten die Welt und uniformierten sie, machten sie sich mit einer uneingeschränkten Verwertungslogik untertan. Dieser finstere Feind bot mindestens eine Doppelmetapher. Und natürlich stand er für einen brutalen Imperialismus, der auf vollständige Unterwerfung und Adaptierung anderer Kulturen aus ist.

 

Die Königin kommt – und wirft neue Fragen auf

Später wandelte sich der Eindruck, den man vom Kollektiv bekam. Der achte Kinofilm Der Erste Kontakt führte eine Königin ein, der eine gewichtige Rolle bei der Verwaltung der Borg-Gemeinschaft zukam. Von sich selbst behauptete sie ominös: „Ich bringe Ordnung in das Chaos. Ich bin die Eine, die viele ist.“ Sofort befeuerte das Debatten, ob die Borg nicht vielmehr eine knallharte Cyberdiktatur anstatt eines kollektiven Verbundes darstellten. Der restriktive Einfluss des Hive-Bewusstseins, das VOY weiter erforschen sollte, bestätigte diese Deutung der Dinge eher: Die Borg werden von einem unerbittlichen Zwangs- und Ordnungsgeist zusammengehalten. Das Bild der „kybernetischen Zombies“ hatte sich unverkennbar gewandelt. Pünktlich zum Ende des Kalten Kriegs zwischen zwei unterschiedlichen Weltanschauungen hatte es sich möglicherweise ein Stück weit entideologisiert, zumal die Borg nun als eine Mischung aus totalitärer (Digital-)Herrschaft und Insektenstaat daherkamen. Gleichwohl verblieb die Rolle der Königin ziemlich in der Schwebe und auslegbar – was sicherlich auch einen wesentlichen Teil ihrer Faszination ausmacht. So können wir bis hinein in die neuen Serienschöpfungen Spekulationen, Vermutungen und Theorien anhand verschiedenster Fragen anstellen:

  • Warum sollte das Kollektiv, das Individualität eigentlich ausradieren möchte, in seiner Mitte ein (vermeintliches) Individuum mit eigenem Willen und eigener Persönlichkeit tolerieren? Oder ist die Königin gar nicht so sehr ein selbstständiges Individuum als vielmehr die Entsprechung der Borg-Gemeinschaft? Andererseits zeigt sie nun einmal sehr deutliche Charakteristika einer Person, hat Emotionen, Launen und Eitelkeiten (bis hin zu sexuellen Gelüsten), denen sie sich unverkennbar hingibt. Mehr noch: Als Picard 2373 der Königin erneut begegnete, erinnerte er sich, er habe sich der Borg-Königin „freiwillig zum Geschenk machen müssen“ (VIII: Der Erste Kontakt).
  • Wie viel Einfluss und Kontrolle hat die Königin wirklich im Kollektiv? Welche konkreten Funktionen übernimmt sie? Koordiniert sie nur den Schwarm oder ist sie auch dafür da, um nach außen aufzutreten (z.B. Interaktion mit anderen Völkern)?
  • Wie lange gibt es das Konzept einer Königin überhaupt im Kollektiv? Ist sie vielleicht erst später hinzugekommen? In der VOY-Folge Unimatrix Zero (7×01) erzählt die medusenhafte Königin einem Kind, dass sie selbst einst als junges Mädchen assimiliert wurde. Daraus folgt der Schluss, dass sie diese Rolle vom kollektiven Bewusstsein zugewiesen erhielt, möglicherweise aufgrund bestimmter Fähigkeiten, die sie vor der Assimilierung hatte und aufgrund derer sie als Borg mit herausgehobener Funktion geeignet erschien. Dies würde gegen eine totalitäre Diktatur sprechen, sondern eher für eine Art von Verschmelzung von Kollektiv und Königin zum gegenseitigen Nutzen.
  • Wenn wir diesen Gedanken voraussetzen: Wie hat sich das Wechselspiel zwischen Kollektiv und Königin im Laufe der Zeit entwickelt? War eine Art Gleichgewicht vorgesehen? Hat die Königin nach und nach mehr Autonomie und Macht gewonnen und ist damit ein Stück weit aus dem Kollektiv herausgetreten? Hinweise darauf konnten wir in VOY vermuten, wo wir es mit einer zusehends selbstherrlichen autoritären Herrscherin zu tun zu haben schienen, die eigenmächtig und auch erratisch agierte. Bei mehreren Gelegenheiten sahen wir eine Königin, die unschwer Heerscharen von Drohnen ihrem Willen gefügig machte.
  • Weshalb braucht es gerade eine weibliche Figur in dieser Rolle? Was sagt das über die Borg aus? Kann etwas so Komplexes wie das Hive mit mutmaßlich ungezählten Abermilliarden Drohnen nur ein weibliches Gehirn verwalten und koordinieren (Stichwort: Multitasking)?
  • Gibt es nur eine einzige Königin oder mehrere? Immerhin wurden im Laufe der Zeit ja verschiedene Schauspielerinnen für die Rolle gecastet. Die Borg-Königin, die mit Picard verbunden war, wurde in Der Erste Kontakt getötet, kehrte aber im VOY-Finale (VOY 7×26) zurück, wo sie erneut starb, um dann in der finalen PICARD-Staffel einmal mehr in Erscheinung zu treten. Es scheint also naheliegend, dass die Königin zumindest über die Möglichkeit verfügt, ihren rumpfhaften Körper per Klonprozess nachzubilden (so wie die Gründer die Vorta klonten).

Je mehr wir also über die Borg erfuhren, desto mehr kamen neue Fragen auf. „Dieses Volk ist wie ein Irrgarten, in dem man sich verlaufen kann.“, hatte einst ein Mitglied des TNG-Drehbuchstabes gesagt. Vielleicht macht genau das den Reiz des grausigen Technokollektivs aus. Je sicherer wir sind, es zu definieren, desto mehr belehren uns die Borg eines Besseren.

 

Das Auftauchen der Königin änderte die Sicht auf das Kollektiv. © 1996 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Borg-Chronologie: Eckdaten

· 2153: In der Arktis wurden kybernetisch veränderte Wesen gefunden, bei denen es sich um Borg-Drohnen handelte. Nachdem die Wesen begannen, das Wissenschaftsteam, welches sie fand, und dessen Forschungsschiff zu assimilieren, wurde die Enterprise NX-01 darauf angesetzt, sie zu verfolgen. Zwar konnte das Schiff letztlich zerstört werden, allerdings gelang es ihm, ein Signal in den fernen Delta-Quadranten zu senden (ENT 2×23).

· 2355: In wissenschaftlichen Kreisen kursierten seit geraumer Zeit Gerüchte über die Existenz eines kybernetischen Volkes. Die Exobiologen Magnus und Erin Hansen wollten dessen Existenz beweisen. Sie entschieden sich, mit dem Forschungsschiff Raven Richtung Delta-Quadrant aufzubrechen (VOY 4×06; 5×15; 5×16).

· 2364: Die Romulaner beendeten ihre Isolation, weil sie die Föderation verdächtigten, für die Zerstörung einiger Außenposten entlang der Neutralen Zone verantwortlich zu sein. Da die VFP ebenfalls Stationen verloren hatte, blieb die Frage nach dem Täter offen (TNG 1×26).

· 2365: Das omnipotente Geschöpf Q schleuderte die U.S.S. Enterprise-D in die Flugbahn eines Borg-Kubus. Dadurch kam ein vorgezogener offizieller Erstkontakt zwischen Föderation und Borg-Kollektiv zustande (TNG 2×16).

· 2366/2367: Die Borg starteten die erste Invasion der Föderation. In der Schlacht von Wolf 359 gingen 39 Sternenflotten-Schiffe verloren. Als der Kubus die Erde erreicht hatte, gelang es der Enterprise, sich in das Hive-Bewusst-sein einzuklinken, den Ruhemodus zu aktivieren und den Würfel zu zerstören (TNG 3×26; 4×01; DS9 1×01).

· 2367 – 2370: Die Enterprise konnte einen überlebenden, vom Hive getrennten Borg aus dem Wrack eines Aufklärungsschiffes bergen und studieren. Der Plan der Sternenflotte, über die ‚Hugh‘ genannte Drohne einen Virus ins Kollektiv einzuschleusen, wurde aus moralischen Erwägungen fallen gelassen (TNG 5×23). Ende 2369 versuchte der Android Lore eine Gruppe von abtrünnigen Borg für einen Krieg der kybernetischen Lebensformen gegen die organischen Völker zu gewinnen. Lore konnte unschädlich gemacht werden (TNG 6×26; 7×01).

· 2373: Das Kollektiv unternahm seinen zweiten Versuch, die Erde zu assimilieren. Die Borg schafften es einmal mehr, bis ins Sol-System vorzudringen. Mithilfe von Captain Picards Spezialwissen gelang es zwar, den Würfel zu stoppen, doch initiierten die überlebenden Borg eine Zeitreise ins Jahr 2063. Dort beabsichtigten sie, das Zustandekommen der Föderation zu verhindern, um so die Menschheit frühzeitig zu versklaven. Nur weil es der Enterprise-E gelang, sich rechtzeitig in den temporalen Strudel hineinzubegeben, konnten die Borg verfolgt und ihre Absichten vereitelt werden (VIII: Der Erste Kontakt).

· 2374/2375: Die Borg drangen in den Fluiden Raum ein, um die weit fortgeschrittene Spezies 8472 zu assimilieren. Es begann ein schrankenloser Krieg, da letztere erfolgreich Widerstand leistete. Durch Intervention der U.S.S. Voyager, die sich vorübergehend mit dem Kollektiv verbündete, konnte Spezies 8472 zurückgetrieben werden. Im Zuge dieser Begegnung verblieb die Borg-Drohne Seven of Nine an Bord der Voyager (VOY 3×26; 4×01).

· 2375 – 2377: Während der kommenden Jahre reiste die Voyager dicht am ausgedehnten Borg-Territorium entlang oder drang in diesen ein. Es kam zur Aufnahme weiterer ehemaliger Borg, deren ursprüngliche Individualität durch Trennung vom Hive wieder hergestellt wurde. Zusätzlich gab es mehrere Gelegenheiten, Erfahrungen mit den Fertigkeiten der Nanosonden zu machen (VOY 5×02; 5×07; 5×15; 5×16; 6×02; 6×16; 6×19).

· 2377/2378: Aufgrund bestimmter Mutationen bei einigen tausend Drohnen, die im Regenerationszyklus eine Traumwelt – Unimatrix Zero – erschufen, entstand ein interner Aufstand unter den Borg. Zwar wurde er zuletzt niedergeschlagen, doch die Hoffnung bestand, dass eines Tages eine umfassende Freiheitsbewegung aus dem Innern des Kollektivs entstehen könnte (VOY 6×26; 7×01).

· 2378: Die Borg-Königin wurde von einer Admiral Janeway aus einer alternativen Zukunft mit einem neurolytischen Pathogen infiziert sowie ein Großteil des Unikomplexes zerstört. Diese Gelegenheit nutzte die Voyager, um über das Transwarpnetzwerk des kybernetischen Gegners in den Alpha-Quadranten zurückzukehren, wo sie das vielfältige, gesammelte Wissen über die Borg der Föderation zur Verfügung stellen konnte (VOY 7×25; 7×26).

 

Einst herrschte die Borg-Königin über Abermilliarden von Drohnen. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

 

Das Kollektiv in PICARD: Verwundbar, verwundet, wütend

In sämtlichen PICARD-Staffeln treten die Borg in Erscheinung und spielen auf jeweils unterschiedliche Weise für die Handlung eine Rolle. Allerdings ist bezeichnend, dass sie in keiner einzigen Season mehr dergestalt auftauchen, wie man sie aus früheren Serien oder Der Erste Kontakt kannte. Aufgrund des zeitlichen Abstands seit dem letzten Aufeinandertreffen mit den Borg wissen wir nicht genau, was in der Zwischenzeit geschehen ist, doch in sämtlichen Seasons von PICARD begegnet uns so etwas wie ein dysfunktionales Kollektiv. In der ersten Staffel lernen wir einen seit geraumer Zeit vom Hive-Netzwerk abgetrennten, lahmgelegten Kubus kennen. Dieser ist vom Romulanischen Freistaat in Kooperation mit der Föderation und anderen Mächten in eine riesige Forschungs- und Rehabilitationseinrichtung verwandelt worden (siehe Kapitel 15). Es befinden sich noch massenhaft ehemalige Drohnen an Bord, die alle von ihrer abrupten Trennung von der Borg-Gemeinschaft geschädigt und verstört zurückgeblieben sind. Hierbei wird an Darstellungen aus vergangenen Serien aufgeknüpft, in denen vom Kollektiv abgeschnittene Drohnen gezeigt wurden (TNG 5×23; VOY 4×02; 6×02). Gerade über einen langen Zeitraum in den Dienst des Kollektivs gezwungene Personen erscheinen desorientiert, verängstigt und handlungsunfähig. Sie sind ohnmächtige Opfer, die Mitleid erwecken und besitzen kaum noch etwas Furchteinflößendes. Es stellt für sie eine beträchtliche Herausforderung dar, in die humanoide Gemeinschaft aus Individuen zurückzufinden, sich ihre Persönlichkeit zurückzuerkämpfen.

Wir wissen nicht wirklich, was zur Trennung des riesigen Kubus und seiner dramatischen Strandung führte. Doch dass solche Katastrophen geschehen, ist bei einem Volk wie den perfektionistischen, kontrollsüchtigen Borg eher ungewohnt und liefert einen ersten Hinweis auf eine mögliche Schwächung des Kollektivs. Hinzu kommt, dass ehemalige Borg an der Schwelle zum 25. Jahrhundert schier überall im Alpha- und Beta-Quadranten wie Freiwild gejagt und ob ihrer Komponenten ausgeschlachtet werden, die dann auf dem Schwarzmarkt profitträchtig an den Mann gebracht werden (PIC 1×05). Das deutet darauf hin, dass es inzwischen eine beträchtliche Zahl solcher Ex-Borg (xBs) in Reichweite der Föderation geben muss. Mag dies etwas damit zu tun haben, dass noch eine Reihe anderer Borg-Schiffe irgendwo havarierten, weil die Verbindung zum Kollektiv abriss? Oder sind die xBs, die nun gejagt werden, allesamt Befreite und rehabilitierte Borg vom ‚Artefakt‘ (PIC 1×06)? Was mag das Bild, wie es in Season eins gezeichnet wird, über das einst so unbezwingbare Kollektiv aussagen? Sind die Borg nun vielleicht tatsächlich verwundbar geworden? Eine Borg-Supermacht auf dem absteigenden Ast, weil diejenigen, mit denen sie sich anlegten, schließlich zurückschlugen? In Skorpion (VOY 3×26; 4×01) haben wir bereits einen Eindruck davon bekommen, welche Ergebnisse es zeitigen kann, wenn die Borg sich in ihrem Assimilationswahn an besonders hoch entwickelten Spezies überheben. Doch auch die Föderation machte seit der ersten offiziellen Begegnung im Jahr 2365 beständige Fortschritte, gegen die mächtigen Borg-Schiffe vorzugehen. Und als eine Admiral Janeway aus einer alternativen Zukunft schließlich ein spezielles Virus ins Kollektiv einschleuste, verursachte sie einen Schaden, der dieses mutmaßlich über lange Zeit beschäftigt haben dürfte (VOY 7×26). Überhaupt kann angenommen werden, dass mit dem Wiedereinzug der Voyager in die Heimat eine Menge an taktisch wertvollem Wissen zur Sternenflotte gelangte, um noch effektiver gegen das Kollektiv vorzugehen.

Die zweite PICARD-Season präsentiert uns keine abgeschnittenen Drohnen als vielmehr ihr abgetrenntes Gegenstück. In der dystopischen Alternativgegenwart, in die Q Picard und seine Freunde versetzt, treffen wir auf eine Borg-Königin, deren Kollektiv irgendwie von der totalitären Konföderation ausgelöscht wurde (PIC 2×02). Sie zeigt sich ob des Verlustes ihrer ‚Herde‘ verwirrt, aufgelöst, paralysiert. Wir sehen deutlich, wie schwach und hilflos die Königin ohne ihr Kollektiv ist und wie schwer es ihr fällt, ohne den Schwarm weiterzumachen. Daher wird sie im weiteren Verlauf der Ereignisse alles daransetzen, sich anzupassen. Und das bedeutet: ein neues Kollektiv aus der Taufe zu heben. Daneben offenbart die Königin aus Staffel zwei einige auffällige Besonderheiten. Zum einen wirkt sie eigentümlich menschlich, was sich sowohl anhand ausgeprägter emotionaler Reaktionen als auch ihrer blumigen Ausdrucksweise niederschlägt. Zum anderen ist sie sich der Abweichung der Zeitlinie – also Qs Manipulation – bewusst und fungiert daher für Picard und Co. als eine Art Lotse im temporalen Gefüge. Beispielsweise erkennt sie Locutus in Picard, obwohl dieser in der alternativen Gegenwart des Jahres 2401 wohl nie assimiliert worden ist. Vor dem Hintergrund dessen, was die finale PICARD-Season uns zeigen wird, können wir annehmen, dass diese ungewöhnliche Königin ebenfalls das Resultat von Qs vielgestaltigem Manipulationswerk ist, also mindestens durch ihn abgeändert wurde. Sie wird sich (zusammen mit Agnes Jurati) auf den Pfad einer Borg-Gemeinschaft in eigener Sache begeben. Auch in dieser Hinsicht wird sie eine Eigenschaft an den Tag legen, die dem eigentlich bekannten Borg-Kollektiv fremd ist: die Bereitschaft, ihre eigene Gesellschafts- und auch Herrschaftsform fundamental zu überdenken und nachhaltig zu ändern (PIC 2×09).

In Season drei begegnen wir dann der Königin des originalen Kollektivs in der Prime-Zeitlinie (PIC 3×09; 3×10). Sie knüpft wieder viel mehr an das alte Bild der Borg an, und doch hat sich eine beträchtliche Menge geändert. Hier bestätigen sich Vermutungen, die wir in der ersten Season über einen möglichen Abstieg des Kollektivs anstellen konnten. Dieses ist allerdings nicht einfach nur geschwächt, nein, es ist noch weit schlimmer: Die Borg sind als Spezies ihrem Ende nahe gekommen, sie liegen in ihren letzten Zuckungen. Auch in der dritten Staffel begegnet uns eine (weitestgehend) von ihren Drohnen getrennte Königin, eine in Einsamkeit und Stille zurückgebliebene Cyberregentin. Diese nahezu Letzte ihrer Art hat mitangesehen, wie ihr Volk Stück für Stück um sie herum starb, und dies hat sie in Angst und Schrecken getrieben. So wird sie Picard voller Zorn vorwerfen:

Bis vor kurzem war nichts mehr vom Kollektiv übrig. Es gab nur noch mich. Es war eine unbeschreibliche Einsamkeit. […] Am äußersten Rande des Weltraums, wo Du uns vergiftet im Stich gelassen hast. Ohne Welten zum Verzehren, ohne einen Weg zur Rückkehr. Nur die Grausamkeit, um elendig durch Hunger oder Alter zu verenden.“ (Borg-Königin in PIC 3×10)

Wir können uns aus ihren etwas abstrakten, wütenden Ausführungen immerhin zusammenreimen, was geschehen sein mag. Das Kollektiv war nach der neurolytischen Pathogeninfektion durch Admiral Janeway immer weiter geschrumpft. Die Königin konnte eine Weile – vermutlich unter Mobilisierung diverser Anpassungsstrategien – überleben, indem sie sich nekrotisch von ihren Drohnen ernährte, doch es war ein unaufhaltsamer Auflösungsprozess ohne Entrinnen. Der Königin gelang es nicht, das vernichtende, kongeniale Virus zu bekämpfen. Offensichtlich unterminierte die Infektion auch nahezu vollständig die Fähigkeit zur Assimilation. Ohne neue Drohnen in das Kollektiv zu integrieren, ging der gesamte, auf Wachstum getrimmte Organismus des Hive ein, und es schwand jede Hoffnung, das qualvolle Dahinsiechen aufzuhalten, indem neues, rettendes Wissen gewonnen wurde. Dies mitanzusehen, trieb die in Leere verendende Königin in den Wahnsinn. Und doch weigert sich diese sterbende, ausgehungerte Regentin ohne Volk bis zum Schluss, aufzugeben. So sehr sie mit dem Rücken zur Wand steht, so sehr klammert sie sich an ein Vorhaben, das ihr wie die letzte Karte in einem Spiel vor ihrem finalen Untergang alles zurückgeben soll, was sie verlor. Und es soll ihr ermöglichen, sich ultimativ an der Föderation zu rächen.

Dabei wird Jack Crusher, der Sohn Jean-Luc Picards, zum Schlüssel eines Plans, dessen Ursprünge in der Zeit von Picards Assimilation liegen. Damals hatte die Königin Picard zu Locutus gemacht, einer Drohne mit besonderen Aufgaben und mit der sie eine enge Verbindung teilte. Wie sich nun herausstellt, hatte sie ihm heimlich eine Genmutation eingeschrieben, die Jahrzehnte brauchen sollte, um, verborgen in seinem Scheitellappen, heranzureifen. Diese „organische Technologie“ (PIC 3×09) würde später in ihren Symptomen als Irumodisches Syndrom fehldiagnostiziert werden. Was zu Picards Tod führte (PIC 1×10), sollte sich als Nebenwirkung eben dieser Mutation herausstellen. Wie sich zeigt, hatte die Königin schon weit früher über eine Fortentwicklung des Borg-Kollektivs nachgedacht, und Locutus war dafür ein günstiger Ausgangspunkt gewesen. Vieles spricht dafür, dass die Königin Locutus wie ihre ‚Privatdrohne‘ behandelt hat, also exklusiven Zugriff auf ihn hatte. Hatte sie in Der Erste Kontakt nicht kryptisch darauf hingewiesen, sie könne immer noch ihr gemeinsames „Lied“ hören? Rückblickend betrachtet ergibt nun vieles mehr Sinn. Man denke auch an das Geraune der Borg-Stimmen, die Picard in seinem Kopf hörte, als die Königin sich 2373 wieder in seiner Nähe befand. Das Ganze scheint jedoch kein von langer Hand geplanter Masterplan gewesen zu sein als vielmehr eine Art Vorkehrung, ein Backup für den Ernstfall, welches die Königin in der Stunde ihrer Not für sich zu nutzen begann. Wie sie Picard berichten wird, hatte sie ursprünglich nicht damit gerechnet, dass Jack zum Gamechanger für ihr Dahinsiechen werden könnte. Als die Stimmen ihrer sterbenden Drohnen immer mehr verstummten, begann sie eines Tages unvermittelter Dinge eine neue Stimme zu hören – jene von Picards Sohn, Träger eines Transceivergens, das er von seinem Vater geerbt hatte und das sich seit seiner Geburt voll entwickelt hatte. Picard wird dieses Erbe als „Saat“ bezeichnen, die „Generationen braucht, um zu wachsen“ (PIC 3×09).

Für Sie wurde ein neuer genetischer Code geschrieben – und in Ihnen abgespeichert. Wir waren vor 35 Jahren nur noch nicht in der Lage, das zu entdecken.“ – „Die Anomalie, die Dr. Soong beim Transfer des Captains in die synthetische Form entdeckt hat, ist in Wahrheit eine schlafende biologische Borg-Anpassung gewesen. Die haben sie nie wirklich gehen lassen.“ (Geordi La Forge und Data in PIC 3×09)

Die Königin hat sich in ihrem wahnhaften Zustand in den Kopf gesetzt, sie sei Jacks Mutter, die Erschafferin eines Wesens, das das Borg-Kollektiv neu beleben und auf der Leiter der zivilisatorischen Entwicklung weiter emporklettern lässt. Zudem hat sie sich mit der ebenfalls auf Rache sinnenden Formwandlerin Vadic verbündet, die bereits seit geraumer Zeit als Kriminelle in der Unterwelt des Quadrantengefüges aktiv war. Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan, der verschiedene Elemente beinhaltete. All diese Bestandteile mussten auseinander aufbauen, damit sie die Sternenflotte hintergehen und – mit Jack im Zentrum – den Boden für ihre Assimilation in der Zukunft bereiten konnten (siehe Kapitel 16). Im Laufe der Zeit gelang es der Königin dann, immer mehr Kontrolle über die Wechselbälgerin auszuüben und Vadic zu einer faktischen Vasallin zu machen. Vadic wurde u.a. darauf angesetzt, Jack zu jagen, um ihn zur Königin zu bringen. Zudem würde sie einen Einbruch in die Daystrom-Station bewerkstelligen, um Picards originalen Körper zu entwenden, seine versteckte Borg-DNA zu extrahieren und sie als allgemeine Biologie im Mainframe-Transportersystem der Sternenflotte zu verbreiten. Die Königin ist sich darüber im Klaren, dass das alte Kollektiv am Ende ist, deshalb will sie nun ein neues gebären. Die ertrinkende kybernetische Herrscherin klammert sich fest an die Aussicht, den Fortbestand der Borg unter völlig neuen Vorzeichen zu sichern – mit ihr an der Spitze und machtvoller denn je zuvor. Daher ruft sie eine neue Maxime aus:

Die Zukunft der Borg liegt nicht mehr in der Assimilation, sondern in der Evolution.“ (Borg-Königin in PIC 3×10)

Nun ist sie gewillt, sich zu nehmen, was sie braucht, um ihre Despotie neu zu begründen, und alles, was ihr potenziell noch Probleme bereiten könnte, präventiv auszuradieren. Im neuen Zeitalter, das die rasende, rachsüchtige Königin herbeisehnt, assimilieren die Borg nicht mehr nur, was ihnen vielversprechend erscheint. Nein, die neuen Borg treten an, die Galaxis in einem großen Fegefeuer zu reinigen. Nachdem sie den Hauptteil der Sternenflotten-Armada assimiliert hat, gedenkt die Königin mit dem Planeten Erde anzufangen. Der Befehl lautet: „Eliminiert alle Unassimilierten“. Für all ihre Dunkelheit und all ihr Leiden soll es ihr Weg ins Licht, in die Wiedergeburt, werden.

Ich weiß, dass Du es auch gefühlt hast, Jack. Glaube daran. Was ich in Dir sehe, was Vadic sah… Ein Ende. Eine Wiedergutmachung für unsere beiden Spezies. Um alles von Jenen zurückzuerobern, die wie zerbrochenes Glas leben.“ (Borg-Königin in PIC 3×09)

 

In ultimativer Vergeltung sieht die Königin ihre letzte Chance. © 2020-23 CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

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